Die Elektronikketten Media Markt und Saturn streichen in diesem Jahr europaweit 3 000 Arbeitsplätze. Das teilte die Geschäftsführung am Dienstag in Aschaffenburg mit. Zuvor waren rote Zahlen für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres ausgewiesen worden.
Die Stellenstreichungen würden Verwaltungstätigkeiten betreffen, hieß es weiter. Nachdem die erfolgsverwöhnten Elektroniktöchter des Metro-Konzerns erstmals seit zwei Jahren einen operativen Verlust erwirtschaftet haben, zieht das Management offenbar die Konsequenzen. Um den Anschluss an die Konkurrenz von Amazon und Co. zu finden, startet Metro nun eine eigene Online-Strategie, die Vorstandschef Eckhard Cordes bereits Mitte Juli in einem Zeitungsinterview angekündigt hatte.
Media-Saturn wies für den Zeitraum zwischen April und Juni einen operativen Fehlbetrag (EBIT) vor Sonderfaktoren von 44 Millionen Euro aus. Im zweiten Quartal 2010 hatte Media-Saturn an gleicher Stelle noch einen Gewinn von 41 Millionen Euro verbucht. Die Nachrichten seien zwar negativ, aber am Markt sei eine verminderte Gewinnprognose für den Gesamtkonzern erwartet worden, sagten Börsianer. Die Metro-Aktie stand am Mittag an der Dax-Spitze. Die Papiere legte bis zum Mittag um 1,75 Prozent auf 39,28 Euro zu. Sein vollständiges Zahlenwerk für das zweite Quartal will Metro nächste Woche vorlegen.
Die Online-Strategie von Media-Saturn sieht eine Verzahnung des stationären Geschäfts mit den jeweiligen Online-Shops vor. Saturn.de soll im Oktober starten und Media Markt im Januar folgen. Zusätzlich hat die Metro bereits den Vollanbieter Redcoon gekauft, dessen Geschäft weiter ausgebaut werden soll. Weitere Akquisitionen sollen folgen. Media-Saturn strebt eigenen Angaben zufolge die Online-Marktführerschaft in Europa an. Bis 2015 soll sich der im Internet erzielte Umsatz auf 5 Milliarden Euro belaufen.
Die Elektronikketten Media Markt und Saturn waren über viele Jahre die Wachstumslokomotive im Konzern. Seit einigen Quartalen verliert die Tochter aber an Boden. Bereits im Weihnachtsquartal 2010 hatte Media-Saturn die Anleger mit überraschend schlechten Zahlen geschockt. Auch zwischen April und Juni musste die Tochter der Metro zufolge flächenbereinigt einen starken Umsatzrückgang verbuchen – vor allem in Deutschland. Im Vorjahr hatte die Fußballweltmeisterschaft mit einer starken Nachfrage nach Fernsehern noch die Kassen klingen lassen.
Zusätzliche Kosten kommen im zweiten Quartal 2011 auf Media-Saturn für die Expansion des Unternehmens ins Ausland zu. Zum einen summieren sich Anlaufverluste für Media Markt in China, zum anderen muss das Unternehmen noch die Kosten für die Aufgabe der Saturn-Geschäfte in Frankreich verkraften.
Seine Gesamtjahresprognose für das Ergebnis bekräftigte Metro. Alle anderen Vertriebslinien bewegten sich laut Finanzvorstand Olaf Koch im Rahmen der Markterwartungen. Weiterhin will der Konzern 2011 das EBIT vor Sonderfaktoren um rund zehn Prozent steigern. Um die Online-Strategie zu verkraften, muss die Metro weiter an der Kostenschraube drehen. Von 2012 bis 2014 sollen auf Konzernebene eine halbe Milliarden Euro eingespart werden. [Simone Hett/ar]
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