Untertitel statt Gebärdensprache – Phoenix in der Kritik

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Phoenix will in Zukunft bei der „Tagesschau“ und dem „heute-journal“ für die Barrierefreiheit auf Untertitel setzen und dafür auf den Gebärdendolmetscher verzichten. Dabei sollen viele Gehörlose Probleme bei Schriftsprache haben – und somit durch die Änderung in Nachteil geraten.

Der Fernsehsender Phoenix will von der nächsten Woche an „Tagesschau“ und „heute-journal“ mit Untertiteln ausstrahlen. Dann werden keine Gebärdendolmetscher mehr eingeblendet. Mit dieser Entscheidung löste Phoenix beim Deutschen Gehörlosen-Bund Kritik aus. Viele Gehörlose hätten Schwierigkeiten, die Schriftsprache überhaupt zu lesen und seien auf Gebärdendolmetscher angewiesen, sagte die wissenschaftliche Referentin des Verbandes, Bettina Herrmann, am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Dem Gehörlosen-Bund zufolge gibt es in Deutschland 80 000 Gehörlose.

Der Sender mit Sitz in Bonn hatte am Freitag angekündigt, gehörlosen und hörgeschädigten Zuschauern werde vom 8. Juli an durch das Angebot von Untertiteln ein erweiterter Zugang zum Programm des Sender ermöglicht werden. Neben „Tagesschau“ und „heute-journal“ will Phoenix seine Sendereihe „Forum Politik“ sowie die von ARD und ZDF übernommenen Talkshows „Günter Jauch“, „Maybrit Illner“ und „Presseclub“ mit Untertiteln versehen.
 
Ziel sei es, einem möglichst breiten Kreis von Zuschauern einen barrierefreien Zugang zum Phoenix-Programm zu ermöglichen. „In diesem Sinne wollen wir das Angebot für Gehörlose und Hörgeschädigte deutlich erweitern“, hatte der Sender mitgeteilt.
 
Seit Einführung des neuen Rundfunkbeitrags am 1. Januar dieses Jahres sind Blinde und Gehörlose nicht mehr generell von den Beitragszahlungen befreit. Nur Taubblinde und Empfänger von Blindenhilfe müssen auch jetzt nicht zahlen. Im Gegenzug kündigten die öffentlich-rechtlichen Sender mehr Untertitel und Hörfilme an.
 
Gerade vor diesem Hintergrund sei das nicht zu verstehen, sagte Herrmann über die Phoenix-Entscheidung, bei den beiden Nachrichtensendungen auf die Gebärdendolmetscher zu verzichten. Die Streichung sei „der absolut falsche Weg“, sagte die Referentin.
 
Mitte Juni hatten in Berlin mehr als 10 000 Menschen für die Anerkennung der deutschen Gebärdensprache demonstriert. Die Demonstranten forderten die selbstverständliche und uneingeschränkte Nutzung der Deutschen Gebärdensprache in allen Lebenslagen. [dpa/hjv]

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5 Kommentare im Forum
  1. AW: Untertitel statt Gebärdensprache - Phoenix in der Kritik Hoffentlich werden das keine permanenten Untertitel, dann wäre der Sender unschaubar...
  2. AW: Untertitel statt Gebärdensprache - Phoenix in der Kritik Besser als permanente Gebärdendolmetscher (auch wenn das jetzt vielleicht nicht ganz "PC" ist).
  3. AW: Untertitel statt Gebärdensprache - Phoenix in der Kritik Es geht um die beiden Nachrichtensendungen, mehr nicht. Es soll auch viele Gehörlose oder Schwerhörige geben, die Probleme mit der Gebärdensprache haben.
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