Die Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg sieht die Dritten Programme als Innovationslabor für die ARD. Dagmar Reim verteidigt die umstrittene Programmreform des RBB – und räumt Defizite ein.
RBB-Intendantin Dagmar Reim hat die umstrittene Programmreform des Senders verteidigt. „Fernsehprogramme müssen sich verändern“, sagte sie am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. „Sie sind für den Tag gemacht, nicht für die Ewigkeit.“ Angesichts sinkender Einschaltquoten will der Rundfunk Berlin-Brandenburg im Fernsehen mehr Platz für regionale Reportagen und Dokumentationen schaffen. Der Marktanteil im Sendegebiet war 2011 auf 6,1 Prozent gesunken (2010: 6,8); damit ist der RBB Schlusslicht der Dritten Programme.
Reim betonte: „Wir haben Defizite bei dem, was man das Leichte nennt. Das Leichte, das Unterhaltsame, ist schwer zu machen. Da müssen wir nachlegen. Keinesfalls geben wir aber unsere Domäne – die regionale Information – auf. Im Gegenteil: Diese Stärke wollen wir künftig noch besser ausspielen und klarer konturieren.“ Über die neue Struktur, die im August in Kraft treten soll, hätten die Verantwortlichen in der Programmdirektion ein halbes Jahr intensiv diskutiert.
Künftig sollen je nach Wochentag thematische Schwerpunkte gesetzt werden. Die wöchentliche politische Talkrunde „Klipp & Klar“ mit Marco Seiffert entfällt. Dazu sagte Reim: „Die ARD bietet im Ersten fünf starke Talksendungen an, die auf große Akzeptanz stoßen. Da hat es ein Drittes Programm sehr schwer, politisch gewichtige und hoch interessante Gesprächspartner zu finden.“ Der RBB sei eines der wenigen Programme, das sich eine aktuelle Gesprächsrunde leistet. „Das tun wir nun bald nicht mehr. Das ist aber keine Entscheidung, die für immer und ewig gelten muss.“
Insgesamt sei es nur schwer nachvollziehbar, warum sich die Zuschauer vom Programm abgewendet haben. „Woran es liegt, weiß niemand genau und wer behauptet, er wüsste es, der löge. Also können wir uns nur auf Vermutungen und Analysen stützen und auf unser Bauchgefühl.“
Bei der Reform würden zwar zwei von mehreren Dutzend Sendungen eingestellt. Dafür gebe es aber auch Raum für Neues. „Ich sehe das RBB Fernsehen als ein Innovationslabor. Wir haben gute Sendungen entwickelt, zum Beispiel mit Kurt Krömer oder Michael Kessler. Das muss am Ende exportfähig sein ins Erste, die Dritten sind für das Ausprobieren da. Hier werden wir als RBB zulegen.“
Auf die Frage, ob der RBB von anderen, erfolgreicheren Dritten Programmen etwas übernehmen kann, sagte Reim: „Es gibt keine Blaupause für den Erfolg beim Publikum.“ Sicher sei aber, dass der RBB keine Casting-Shows und Schönheitswettbewerbe veranstalte. „Wir wollen Quote nicht um jeden Preis.
Bereits am Mittwoch vergangenen Woche waren Pläne für den Umbau des RBB-Programms in Medien durchgesickert. Der Sender hatte die Berichte zunächst nicht kommentieren wollen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [Rolf Westermann]
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