Weil ihre Mitarbeiter den ehemaligen Präsidenten des Obersten Gerichts, Zoltan Lomnici, auf TV-Bildern unkenntlich gemacht hatten, sind zwei Nachrichtenchefs beim ungarischen Fernsehen entlassen worden.
Daniel Papp, der Chefredakteur der Nachrichtenredaktion der Mediendienstleistungs-Gesellschaft MTVA, und Gabor Elö, der Direktor der Nachrichtenredaktion der Nachrichtenagentur MTI, hätten sich „schwerer fachlicher Verfehlungen“ schuldig gemacht, teilten die MTVA- und MTI-Leitungen am Donnerstag in Budapest mit.
Lomnici war während eines Interviews mit dem siebenbürgischen reformierten Bischof Laszlo Tökes im Hintergrund zu sehen gewesen; sein Gesicht wurde jedoch mit einer Verwischungstechnik unkenntlich gemacht. Unter der Hand hatte es anschließend geheißen, dass der ehemalige Höchstrichter auf einer „Schwarzen Liste“ der Nachrichtenchefs gestanden habe.
Dabei gilt Lomnici nicht als Kritiker der gegenwärtigen rechts-populistischen Regierung. Seine Verbannung aus der Fernseh-Berichterstattung wurde vielmehr auf persönliche Konflikte zurückgeführt. Nicht zuletzt deshalb hatte der Skandal auch unter Regierungsanhängern Empörung hervorgerufen.
In Ungarn gilt seit Beginn des Jahres ein auch international stark umstrittenes Mediengesetz. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und Radio sowie die Agentur MTI gingen praktisch restlos in der MTVA auf, die Nachrichten werden zentral von der MTI-Nachrichtenredaktion produziert. Nach Einschätzung von Medienanalysten werden Regierung und Regierungspartei in der Berichterstattung deutlich bevorzugt. [dpa/su]
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