Aus Kostengründen wird der SWR seine zwei Rundfunkorchester zusammenlegen. So sollen Kosten in Millionenhöhe eingespart werden. Kritiker sprechen hingegen von einem rabenschwarzen Tag.
In Baden-Württemberg soll es künftig nur noch ein Rundfunkorchester geben. Der Rundfunkrat des Südwestrundfunks SWR beschloss am Freitag in Mainz die Fusion des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart und des Sinfonieorchesters Baden-Baden/Freiburg. Sie soll 2016 in Angriff genommen werden und fünf Millionen Euro pro Jahr einsparen. Der Förderverein des Stuttgarter Orchesters verurteilte die Entscheidung, und die Deutsche Orchestervereinigung sprach von einem schwarzen Tag. Die Stadt Freiburg bedauerte, dass der Sender den Kommunen nicht ausreichend Zeit gelassen habe, um andere Optionen zu prüfen.
Nach Ansicht des Rundfunkrat-Vorsitzenden Harald Augter haben sich alle Alternativen zum Erhalt der Orchester, etwa eine Gesellschafterlösung mit den Städten Freiburg und Stuttgart, als nicht gangbar erwiesen. Eine schnelle Entscheidung sei notwendig, damit jetzt die nächsten Schritte gegangen werden könnten. Ziel sei, mit der Fusion ein Orchester zu formen, „das nachhaltig und langfristig auf höchster Qualität zukunftsfähig ist“.
SWR-Intendant Peter Boudgoust begrüßte die Entscheidung: „Eine lange und quälende Hängepartie für unsere Musikerinnen und Musiker ist jetzt zu Ende. Sie können nun in die Zukunft schauen und sich auf dem Weg zu einem gemeinsamen Orchester mit einbringen.“ Der einzuschlagende Weg sei schmerzhaft, „aber unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen unausweichlich“.
Jetzt soll zügig entschieden werden, wo das fusionierte Orchester seinen neuen Sitz haben wird. „Die Musikerinnen und Musiker müssen wissen, wo es in vier Jahren für sie weitergeht“, sagte Hörfunkdirektor Gerold Hug. Der neue Klangkörper solle die wesentlichen Traditionen fortführen wie die Abonnement-Konzertreihen in Freiburg und Stuttgart und die Mitwirkung an den Festivals in Donaueschingen und Schwetzingen.
Uli Kostenbader vom Förderverein des Stuttgarter Orchesters sprach von einem Image-Schaden für den Sender. Die Bitten der Politik und der Kommunen, sich für die Entscheidung mehr Zeit zu lassen, seien einfach vom Tisch gewischt worden. Kostenbader forderte den Rundfunkrat auf, die Vorschläge zur Kostenreduzierung nochmals zu prüfen und die Handlungskriterien in der Orchesterfrage transparent zu machen.
Auch die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) und die Stadt Freiburg kritisierten das Vorgehen. „Im Nachhinein erscheint das ganze Verfahren als ein abgekartetes Spiel, bei dem von vornherein vom Sender nur auf Fusion, nicht aber ernsthaft auf die Prüfung von Alternativen gesetzt wurde“, sagte DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens.
Für den Sprecher des Freiburger Oberbürgermeisters, Walter Preker, hatten die Kommunen keine Chance, in der kurzen Spanne zwischen der Grundsatzentscheidung im Juni bis zum September Ideen zu entwickeln. „Jetzt geht es für uns darum, für den Standort zu kämpfen“, sagte Preker. „Da erwarten wir vom Sender ein faires Verfahren.“[dpa/hjv]
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