Der Verlagschef Wolfgang Blau fordert eine Milliarde Euro für maschinelle Übersetzungen, um Sprachversionen für kleine Länder oder Sprachräume anzubieten. Die Sprachbarrieren seien nämlich das Hindernis, um einen echten europäischen Binnenmarkts im Internet zu entwickeln.
Der Verlagschef und Internet-Experte Wolfgang Blau hat vor einer „digitalen Ausrottung“ europäischer Sprachen gewarnt. Für viele Softwarehersteller und Inhalte-Anbieter lohne es sich nicht, Sprachversionen für kleine Länder oder Sprachräume anzubieten. Die Europäische Union sollte daher eine Milliarde Euro in maschinelle Übersetzungen investieren, forderte Blau in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur: „Europa sollte dem Internet noch die fehlende Übersetzungsschnittstelle anbieten.“
Dies könne nicht nur die Sprachenvielfalt sichern, sondern auch „die Sichtbarkeit europäischer Inhalte und die digitale Auffindbarkeit und Verfügbarkeit europäischer Dienstleistungen dramatisch erhöhen“. Blau, der als President von Condé Nast International in London arbeitet, ergänzte: „Die Sprache beziehungsweise der fragmentierte Sprachraum ist der eigentliche Flaschenhals des europäischen Binnenmarkts und auch journalistisch das größte Hindernis für das Entstehen einer europäischen Öffentlichkeit.“
Wer zum Beispiel eine E-Commerce-Website in Deutschland oder in Kroatien produziere, erreiche wegen der Sprachbarriere bisher nur einen Bruchteil der Verbraucher in Europa. Viele europäische Start-up-Unternehmen versuchten daher in Amerika zu wachsen statt in Europa, erklärte Blau.
Der gebürtige Stuttgarter war von 2008 bis 2013 Chefredakteur von „Zeit Online“, anschließend Direktor Digitalstrategie bei der britischen Tageszeitung „Guardian“. Bei der Medienkonferenz „Challenging (the) Content“ am Montag und Dienstag in Wien, organisiert vom österreichischen EU-Ratsvorsitz, ist er einer der Hauptredner. [dpa/tk]
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