Astro TV unter Beschuss: Nach der Ausstrahlung eines TV-Berichts über den Esoterik-Sender sind in den letzten Tagen rund 100 Beschwerden bei den Medienwächtern eingegangen, die fordern, dem Sender die Lizenz zu entziehen. Auch eine Petition trommelt für die Absetzung von Astro TV.
Eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, ein Blick in die eigene Zukunft mittels Kartenlegen, ein Kontakt ins Jenseits oder einfach irgendein anderes übersinnliches Phänomen – all das bietet seit 2004 der Fernseh-Sender Astro TV, wo Zuschauer gegen eine Gebühr anrufen und sich Tipps und Ratschläge von Wahrsagern, Kartenlegern und Geisterbeschwörern holen können. Der Sender hat dabei schon in der Vergangenheit immer wieder Kritik für sein Geschäftsmodell einstecken müssen, doch nun ist offenbar eine richtige Protestwelle in Gang gekommen.
Auslöser hierfür war offenbar die Protestaktion einer Berliner Künstlergruppe Mitte Februar, die diese Forderung während einer Live-Sendung kundgetan hat. Zudem hatte sich in dieser Woche ein Beitrag der Reportage-Reihe „Beckmann“ mit unseriösen Praktiken bei Wahrsagern beschäftige und in diesem Zuge auch den TV-Sender beleuchtet. Dabei wurde unter anderem eine ehemalige Mitarbeiterin interviewt, die über ein Jahrzehnt als Lebensberaterin für den Sender arbeitete und nur wenige gute Worte für ihren einstigen Arbeitsplatz übrig hatte. So habe sie sich genötigt gefühlt, den Anrufern Dinge zu sagen, die diese wieder anrufen ließen, um selbst mehr Umsatz zu erbringen.
Befeuert von den jüngsten Berichten blasen die Kritiker des Senders nun offenbar zum Angriff: Wie die zuständige Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB), die dem Sender auch die Lizenz erteilte, in einer aktuellen Stellungnahme zum Fall Astro TV erklärte, liegen den Medienwächtern derzeit rund 100 Beschwerden gegen den Kanal vor. Diese beinhalten dabei die Forderung, den Sender wegen zweifelhafter Angebote und betrügerischer Machenschaften die Lizenz zu entziehen.
Ein Widerruf der Zulassung ist dabei möglich, wenn der Veranstalter nach wiederholter Beanstandung erneut Inhalte verbreitet, die gegen geltendes Recht verstoßen, insbesondere strafbaren Inhalt haben, oder der Veranstalter sonst in schwerwiegender Weise gegen rechtliche Verpflichtungen verstößt, die nach Medienstaatsvertrag oder nach einer auf seiner Grundlage getroffenen Entscheidung bestehen, hieß es dabei von Seiten der MABB.
Ob dies bei Astro TV der Fall ist, wird nun überprüft. Aktuell werden die Beschwerden über Astro TV von den Medienwächtern geprüft, teilte die Medienanstalt mit. Sollten die Prüfer dabei fündig werden, wird der Fall an die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) weitergegeben, die dann über mögliche Saktionen entscheidet.
Unterdessen trommelt aktuell auch eine Online-Petition dafür, dem Sender den Stecker zu ziehen. Unter der Überschrift „Astro TV ist böse“ sammeln die Initiatoren dabei Unterschriften, um dem Sender die Lizenz entziehen zu lassen. Zudem werden Sympathisanten direkt dazu aufgefordert, sich mit einer Beschwerde an die MABB zu wenden.
Astro TV selbst sah sich nach dem „Beckmann“-Bericht zu einer Stellungnahme veranlasst, die der Sender auf seinem Online-Portal veröffentlichte. Darin verweist der Kanal auf die Qualität seiner Berater, dass man sich an gesetzliche Vorgaben halte und ein Anruf nur 50 Cent koste und nicht wie behauptet bis zu 5 Euro. „Allen Fehldarstellungen und Anfeindungen zum Trotz, freuen wir uns, Ihnen auch weiterhin Anlaufpunkt für spirituelle Fragestellungen und Unterhaltung zu sein“, hieß es dazu abschließend. [fm]
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