Erst gab es das große Dementi auf der diesjährigen Spobis-Konferenz von Sky und DAZN, nun wo ARD und ZDF sich durch gerungen haben, die TV-Rechte an der Frauen-WM über Umwege zu erwerben, meldet sich die Pay-TV-Seite doch wieder.
Beide Anbieter, DAZN und Sky, hatten auf der Tagung Ende Mai noch unisono erklärt, dass man sich die TV-Rechte an der Frauen-WM bei ARD und ZDF „wünsche“. Diese Hoffnung hat sich mittlerweile durch eine Kompromisslösung unter Hilfestellung der European Broadcast Union (EBU) erfüllt. Nun wird aber offensichtlich, welche Strategie hinter der Kommunikation steckte.
Kalkül?
Denn DAZN meldet sich im Nachhinein nun durchaus offensiv, wenn es um etwaige Sublizenzen an den TV-Rechten für die am 20. Juli beginnende Frauenfußball-WM in Neuseeland und Australien geht, Sky – wenn auch etwas defensiver – zeigt ebenfalls plötzlich interesse. Wie zuerst „t-online“ am Wochenende berichtete, sind beide Parteien bereit, die anfangs gezeigte Zurückhaltung abzulegen und mit der EBU zu verhandeln.
Das hat natürlich mehrere Vorteile: Durch die absichtliche Abstinenz von Sky und DAZN bei dem Bieterrennen um die TV-Rechte, das tatsächlich eher dem Gegenteil entsprach, blieb der von der FIFA erzielte Preis so niedrig, wie nur möglich. Dementsprechend wäre eine Sublizenz auch günstiger zu bekommen. Zudem befindet man sich nach dem Erwerb der Übertragungslizenz durch ARD und ZDF nicht im Fokus der Aufmerksamkeit. Die beiden Öffentlich-Rechtlichen sahen sich dem gesamten Verhandlungsprozess mit der FIFA über Kritik von allen Seiten – Fußballerinnen, Politik, Verbandsfunktionären usw. – ausgesetzt. DAZN und Sky hatten es sich nach einem einmaligen Dementi in Deckung bequem gemacht und kommen erst jetzt, wo der Sturm sich weitestgehend gelegt hat, wieder hervor gekrochen.
Bei aller „Taktiererei“ könnte nun aber doch noch das ideale Produkt für den Endkonsumenten entstehen. Vor allem die deutschen Fußballerinnen, die letztes Jahr bei der EM mit ihrem Finaleinzug so sehr begeisterten, dass das Endspiel gegen England die meistgesehene TV-Sendung 2022 wurde, sind für die Allgemeinheit sicher und umfangreich bei den Öffentlich-Rechtlichen live zu sehen. Auch die wichtigen internationalen Begegnungen wird man wahrscheinlich übertragen. Geplant ist momentan diese Aufteilung (separater DIGITAL FERNSEHEN-Artikel).
TV-Rechte für Frauen-WM liegen bei der EBU – Sky und DAZN wollen nun wohl zumindest verhandeln
DAZN oder Sky könnten eher das „Special Interest“-Publikum ansprechen, zum Beispiel tiefer in die Materie Frauenfußball eindringen und ausgiebigere Taktikanalysen bieten, als das ARD und ZDF im Rahmen ihrer aufgrund der Zeitumstellung zum Austragungsort beschränkten Sendezeit am Vormittag eventuell machen können und wollen.
Laut „t-online“ sei das DAZN-Interesse verbrieft, Sky ließ dem Portal gegenüber ausrichten, dass „die konkrete Kosntellation aus Rechtekosten […] und auch Exklusivität […] im richtigen Verhältnis stehen“ müsse. Das klingt zwar weiterhin zurückhaltend, aber deutlich weniger als das Dementi von Sky-Sportchef Charly Classen auf der Spobis 2023.
ARD und ZDF, beziehungsweise die EBU, könnten auf der anderen Seite die durch hartnäckiges Verhandlungsgeschick niedrig gehaltenen Kosten für die Frauen-WM durch Sublizenzen noch einmal signifikant drücken. Lässt man die Wertschätzung gegenüber der Frauenfußball-Nationalmannschaft außer Acht – was leider seit jeher getan wird – könnte doch noch eine finanzielle Win-Win-Situation entstehen.
Die Ausschüttungen seitens der FIFA an die Verbände stieg derweil auch, wovon die Spielerinnen zumindest indirekt auch profitieren werden. Lediglich der Skandal-umwitterte Weltverband würde dann Verluste machen, was an sich ja nicht so schlimm wäre.
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