Die Bezahlplattform Canal Plus geht als Sieger aus dem Kampf um die Fußball-TV-Rechte in Frankreich hervor. Sie kann ihren Abonnenten ab dem nächsten Jahr mehr exklusiven Live-Fußball aus der Ligue 1 präsentieren. Der Ligaverband LFP und die Vereine müssen den Gürtel finanziell dagegen enger schnallen.
Wie der Pay-TV-Anbieter am Donnerstagabend mitteilte, würden künftig zwei Partien pro Spieltag ausschließlich bei Canal Plus übertragen. Neben dem Spitzenspiel am Sonntagabend gelte die mit dem Ligaverband LFP erzielte Regelung für ein weiteres Match am Samstag um 17.00 Uhr. Das Abkommen ermögliche es, das Programmangebot im Fußballbereich signifikant auszubauen und sich stärker vom Wettbewerb abzugrenzen.
Für die Sonntagspartie verfügt Canal Plus gegenüber der Liga über ein Wahlrecht. Den übrigen Rahmen der Berichterstattung mit der parallelen Übertragung zeitgleich ausgetragener Partien auf verschiedenen Spartenkanälen und beliebten Magazinsendungen wie „Canal Football Club“, „Jour de Foot“ oder „Les Specialistes“ will der Pay-TV-Riese seinen über 5 Millionen Abonnenten nach eigener Darstellung auch in Zukunft unverändert anbieten.
Für 90 Millionen Euro jährlich wird zudem der Sender Al Jazeera ab der Saison 2012/13 jeweils an Freitag und Sonntag eine Partie des französischen Championats ausstrahlen. Al Jazeera war zuletzt überraschend als zusätzlicher Bieter in das Rennen um die TV-Rechte eingestiegen(DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Bereits im Mai hatte sich der arabische Sender zum Preis von 195 Millionen Euro die internationalen Übertragungsrechte der League 1 für sechs Spielzeiten (2012/2013 bis 2018/2019) gesichert.
Auf welchem Sender Al Jazeera die Spiele künftig in Frankreich ausstrahlt, blieb zunächst offen. Zuletzt hatten die Verantwortlichen ein Interesse am Erwerb des kriselnden Sportsenders Orange Sport signalisiert (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Im November des vergangenen Jahres hatte der Orange-Vorstandschef Stéphane Richard angekündigt, dass der Betrieb des Pay-TV-Kanals 2012 eingestellt werde, sollte sich nicht bald ein Käufer finden. Der Sender verliert derzeit 200 Millionen Euro jährlich.
„Canal Plus ist glücklich, sein Angebot für die Abonnenten bis zum Jahr 2016 auf diese Weise gestärkt zu haben“, zeigte sich Plattform-Sprecher Laurence Gallot trotz des neuen Konkurrenten zufrieden. Man sei außerdem stolz, die langjährige Zusammenarbeit mit der französischen Liga fortzusetzen und sich weltweit als stärkster Partner der Ligue 1 präsentieren zu können, hieß es mit Seitenhieb auf Al Jazeera.
In den vergangenen vier Jahren hatte sich Canal Plus die Rechte mit dem Mobilfunk-Riesen Orange geteilt. Canal Plus besaß die Exklusiv-Rechte für die Sonntagsspiele, während Orange die Samstagsspiele übertragen und zudem die Live-Begegnungen über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablet-PCs vermarkten durfte.
Laut Medienberichten überweist Canal Plus im Rahmen des neuen Vertrags künftig nur noch 420 Millionen Euro an den Ligaverband. In den vergangenen Spielzeiten waren noch 465 Millionen Euro geflossen. Außerdem geht der LFP ein 90-Millionen-Obolus für die Mobilfunk-Rechte von Orange Sport durch die Lappen. Der Sender wurde im aktuellen Verfahren nicht berücksichtigt.
Die Züricher Tageszeitung „NZZ“ (Freitagsausgabe) geht davon aus, dass die bisherige Nummer Drei in Europa hinsichtlich der TV-Erlöse künftig den Gürtel enger schnallen muss. Mit England (1,33 Milliarden Euro) und Italien (950 Millionen Euro) konnten die Franzosen mit den jährlich erlösten 692 Millionen Euro aus dem vergangenen Vertrag ohnehin schon nicht mithalten. Künftig dürften die Gesamteinnahmen unter die 600-Millionen-Grenze abrutschen. [ar]
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