Nach langen Verhandlungen mit dem Fußball-Weltverband kauften ARD und ZDF die TV-Rechte an der Frauen-WM. Das hat erneut die Debatte über den Wert des Sports entfacht – insbesondere des Fußballs.
Mit den hitzigen Diskussionen um die bewegten Bilder der Fußball-WM der Frauen sind die Kosten für TV-Rechte in den Blickpunkt gerückt. Dabei stellen sich vor allem zwei Fragen: Wie viel Geld geben ARD und ZDF für den Sport aus? Und muss es so viel Fußball sein?
Zu den Kritikern zählt der Kommunikationswissenschaftler Michael Schaffrath. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn ARD und ZDF beim Fußball sparen würden“, sagte der Professor der TU München der Deutschen Presse-Agentur. Der Medienexperte erklärte seine Sicht: „Fußball ist mittlerweile angesichts der exorbitant gestiegenen Ablösesummen und Spielergehälter ein ruinöses Geschäft, das immer stärker von der Alimentation anderer lebt. Hauptfinanziers im internationalen Fußball sind irgendwelche Scheichs und national ist es vor allem das Fernsehen.“
Fernsehen und Scheichs alimentieren ruinöses Geschäft mit dem Fußball
Für den Wissenschaftler der Sportfakultät ist klar: „Es ist aus medienrechtlicher Sicht nicht nötig und wird aus gesellschaftspolitischer Perspektive immer fragwürdiger, wenn Fußball mit Gebührengeldern finanziert wird.“ Die öffentlich-rechtlichen Sender sehen hingegen Fußball-Übertragungen als Teil ihres Auftrages. „Dem großen Interesse der Zuschauer folgend“, wie es das ZDF nennt.
Trotzdem will zumindest die ARD beim Lieblingssport der Deutschen sparen, wie Sportkoordinator Axel Balkausky ankündigte. Er verwies zudem auf bereits erfolgte Kürzungen. „Insbesondere haben die Einsparungen in den letzten Jahren den Bereich Fußball betroffen, wie man deutlich wahrnehmen konnte“, sagte Balkausky der Deutschen Presse-Agentur, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Der Sportkoordinator des Ersten betonte aber, dass die öffentlich-rechtlichen Sender bei der „Euro 2024 nur Sublizenznehmer“ seien.
Tatsächlich haben ARD und ZDF in einem komplizierten Vertrag mit der Telekom Lizenzen für das Heim-Turnier mit den zuvor erworbenen TV-Rechten der EM 2020 und der WM 2022 getauscht. Exakte Zahlen zu diesen Rechten gibt es nicht. Klar ist nur, dass es insgesamt um dreistellige Millionen-Summen geht.
ARD und ZDF bekamen TV-Rechte an Heim-EM 2024 als Telekom-Sublizenz
Die ARD verfügt nach eigenen Angaben zwischen 2021 und 2024 über einen Sportrechte-Gesamtetat von durchschnittlich rund 237,5 Millionen Euro pro Jahr. Das ZDF beziffert rückblickend die Kosten der TV-Rechte, die im „Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 jährlich rund 155 Millionen“ betrugen. Sie seien der „größte Kostenblock im Gesamtaufwand für die Sportberichterstattung“ von 201 Millionen pro Jahr.
Für die ARD sagte Balkausky zum Sparkurs: „Insgesamt haben wir im Sportrechte-Bereich gelernt, zu teilen, neue Partner zu suchen oder aber Verwertungsrechte im Zweifelsfall nicht erwerben zu können.“ Bei der Frauen-WM wäre genau das fast passiert. Wegen der hohen Forderungen der FIFA, die zuvor schon die Privatsender abgeschreckt hatten, wäre es fast zum Verzicht und damit zum Blackout im klassischen Fernsehen gekommen. Erst über den Umweg der European Broadcasting Union (EBU) erhielten ARD und ZDF die Rechte für alle WM-Spiele. Ein höherer einstelliger Millionenbetrag soll Schätzungen zufolge fällig sein.
Balkausky verwies bei der Spar-Diskussion auch auf Sublizenz-Modelle wie mit dem neuen Sport-TV-Anbieter Dyn, der dem öffentlich-rechtlichen Sender unter anderem Live-Berichte vom Handball und Basketball ermöglicht. ARD und ZDF haben außerdem für die 3. Fußball-Liga einen ähnlichen Kontrakt mit der Telekom abgeschlossen.
Dreiviertel der Sport-Kosten bei ARD und ZDF fließen jährlich in den Fußball
In einer allgemein gehaltenen Stellungnahme des ZDF heißt es: „Das ZDF geht sehr verantwortungsbewusst mit den zur Verfügung stehenden Rundfunkbeiträgen um und schaut im Bereich der Sportrechtekosten seit Jahren darauf, seriös und sparsam zu agieren.“
Bald kommen wieder teure Rechte auf den Markt. Die FIFA will demnächst die TV-Rechte für die Männer-WM 2026 verkaufen, und die Bundesliga bereitet die Auktion der Medienrechte für das kommende Jahr vor. Der Kommunikationswissenschaftler Schaffrath sagte dazu vor allem mit Blick auf ARD und ZDF: „Aus dem Medienstaatsvertrag ergibt sich kein Recht auf bewegte Bilder von der Bundesliga.“
Dennoch gilt als sicher, dass das Erste die „Sportschau“ und das Zweite das „Aktuelle Sportstudio“ in der jetzigen Form mit Bundesliga-Zusammenfassungen erhalten wollen und sich an der Ausschreibung beteiligen werden. Und sportliche Großveranstaltungen wie die WM sehen die öffentlich-rechtlichen Sender ohnehin als Teil ihres Programmauftrags.
[Michael Rossmann]
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