Ein Top-Ereignis jagt das andere. Die Medien laufen auf Hochtouren, um zeitnah zu informieren und zu erklären. Nun mahnt ein Chefredakteur, die Themen neben den Top-Nachrichten nicht zu vernachlässigen.
Sarrazin und Guttenberg, Arabien, Japan und Osama bin Laden: Die seit Monaten anhaltende Flut von Top-Nachrichten birgt nach Ansicht von Deutschlandfunk-Chefredakteur Stephan Detjen die Gefahr, dass andere wichtige Themen in den Medien untergehen.
„Die lawinenartige Wucht der Berichterstattung über die großen Themen verlangt von jedem guten Redakteur zu prüfen, was eigentlich noch in der Welt passiert“, sagte Detjen am Montag zu Beginn des Medientreffpunkts Mitteldeutschland in Leipzig. Dafür sei die klassische journalistische Kompetenz nötig. In Leipzig treffen sich drei Tage lang Medien-Chefs, Politiker und Wissenschaftler.
„Wir können uns schwer einer solchen Lawine entziehen. Es fällt immer schwerer, auf die Bremse zu treten“, sagte ZDF-Redakteur Nick Leifert zur Reaktion des Fernsehens auf die Top-Themen. Spiegel-Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron sieht in ihnen aber auch eine große Chance für den Journalismus: „Da können wir Akzente setzen, indem wir selbst vor Ort sind – und wir sind da alle nicht schlecht durchgekommen“. In Zeiten der Online-Informationsfülle etwa via Facebook und Twitter komme den Journalisten die Aufgabe zu, zu sagen: „Was ist wirklich passiert?“
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) kritisierte die Quotenjagd der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Deren Verantwortung sehe er vor allem darin, „nicht per se Quote zu machen“, sagte er in einem Interview der „Leipziger Volkszeitung“. Für den Regierungschef gehören „Quizshows, die wie Kopien der Privaten anmuten“, nicht zum Programmauftrag. Das sei dann nicht mehr als nachgemacht, sagte er.
Der jährliche Leipziger Medientreffpunkt wird unter anderem von den Landesmedienanstalten von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und dem MDR organisiert. In diesem Jahr stehen 40 Diskussionsrunden auf dem Programm, etwa zu den Themen „Kirchentag, Papstbesuch und die Medien“, „Fressen die Talkshows das Fernsehen auf?“ oder „Alles nur geträumt – Wer zahlt die analoge Abschaltung?“. [dpa/ar]
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