Welche Anbieter werden den TV-Markt der Zukunft bestimmen? Werden VoD-Anbieter wie Netflix, Amazon und Co. das klassische Fernsehen in die Bedeutungslosigkeit zurückdrängen? Darüber sprachen auf der Anga Com führende Branchenvertreter wie Sky-Vorstand Holger Enßlin.
Video-on-Demand-Anbieter wie Netflix, Amazon Instant Video und Co. drängen auf den Bewegbild-Markt und verzeichnen hohe Wachstumsraten. Werden die Streaming-Dienste künftig das klassische lineare Fernsehen verdrängen? Eine Frage, die am Mittwoch auf der Anga Com diskutiert wurde. Führende Branchenvertreter waren sich dabei sicher, dass derartige Szenarien nicht eintreffen werden.
Dabei hoben sie insbesondere Live-Sendungen hervor, durch die die Bedeutung des klassischen TVs deutlich wird und die sich so künftig als Zugpferde des klassischen Fernsehens erweisen könnten. Nicole Agudo Berbel, Senior Vice President Distribution Sales & Key Account Management von ProSiebenSat.1, ging davon aus, dass vor allem Live-Events wie „Germanys next Topmodel“ zum Fortbestand des klassischen TVs beitragen werden.
Auch gäbe es Content, der bei den VoD-Anbietern nicht funktionieren würde: Sport sei ein Segment, das nicht in den Video-on-Demand-Bereich passen würde, sagte Sky-Vorstand Holger Enßlin. VoD-Anbieter würden meist auf globaler Ebene operieren und könnten dem Sport, der meist auf nationaler Ebene stattfindet, daher nicht gerecht werden. Sport und VoD – das seien unterschiedliche Produkte, die nicht zusammenpassen würden.
Dennoch sahen die Branchenvertreter es als gegeben an, dass Video-on-Demand inzwischen im Massenmerkt angekommen sei. Christoph Schneider, Geschäftsführer der Online-Videothek Amazon Instant Video, nannte den gegenwärtigen Zustand den „Anfang einer großen Entwicklung“, dem noch Potential innewohnt. Angst vor Video-on-Demand-Diensten haben die Vertreter der TV-Branche nicht. Vielmehr prognostizierten sie für die Zukunft eine Parallelnutzung von VoD-Plattformen und linearem Fernsehen. Selbst Amazon glaubt an die Zukunft des linearen Fernsehens.
Die deutsche Gewohnheit, den Fernsehabend um 20.15 Uhr zu starten, hielten die Vertreter der TV-Branche in dem Strategie-Panel für zukunftssicher. Damit bezogen sie sich auf eine Äußerung von Reed Hastings, Gründer der Video-Plattform Netflix, der das Ende dieser Gewohnheit angekündigt hatte.
Auch der Bezahl-Sender Sky sieht sich von der Konkurrenz aus dem Internet nicht bedroht: Enßlin bekräftigte auf dem Branchentreffen, dass er keine Angst vor Netflix habe. So konnte der Pay-TV-Sender trotz des Starts der internationalen Konkurrenz im letzten Herbst weiterhin ein Wachstum verzeichnen. Auch für das kommende Jahr geht Enßlin von weiteren Wachstumsraten aus. Weiterhin werde der Bezahl-Sender sein eigenes Video-on-Demand-Angebot ausbauen.
Schneider von Amazon Instant Video wies auch darauf hin, dass man die Trägheit und den Herdentrieb der Menschheit nicht unterschätzen solle. Sie würden dem linearen Fernsehen auch in der Zukunft eine entscheidende Rolle im Geschäft zusichern.
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