Wieder Streit um TV-App: Der amerikanische Medienkonzern Viacom hat den US-Kabelnetzbetreiber Cablevision verklagt. Stein des Anstoßes ist die iPad-App des Kabel-TV-Anbieters, über die Kunden mobil auf TV-Inhalte zugreifen können.
Das Medienunternehmen hatte am Donnerstag bei einem Gericht in Manhattan Klage eingereicht, teilte die Nachrichtenagentur Reuters am Mittag (Ortszeit) mit. Der Konzern wolle seine „kostbaren Inhalte“ schützen, erklärte Viacom nach Informationen der amerikanischen Zeitung „New York Times“.
Cablevision hatte im April seine Optimum-App auf den Markt gebracht. In Kombination mit einem WLAN-fähigen Kabelmodem erlaubt die Anwendung den Kunden, ihre Lieblingssendungen unabhängig vom Fernsehgerät auch auf dem Apple-Gerät als Live-Stream zu verfolgen.
Der Medienkonzern Viacom, der bereits bei Einführung der App mit einer Klage gedroht hatte, vertritt die Auffassung, dass die Übertragung auf portable Endgeräte nicht von den geschlossenen Lizenzverträgen für seine Sender wie MTV oder Niceklodeon abgedeckt ist. Damit würde der Kabelnetzbetreiber sowohl den bestehenden Vertrag als auch Marken verletzen.
Cablevision auf der anderen Seite sieht sich im Recht. Man bewege sich innerhalb der vertraglichen Vereinbarung. Das iPad fungiere einfach als Fernsehgerät und die Inhalte würden unter Einhaltung aller vereinbarten Schutzmaßnahmen für das Sendesignal über das unternehmenseigene Kabelnetz an den Kunden transportiert.
Viacom verwies hingegen darauf, dass die Gespräche mit dem Kabelnetzbetreiber in den vergangenen Wochen „limitiert und unproduktiv“ verlaufen seien. Der Medienriese zeigte sich weiterhin zu produktiven Verhandlungen über eine Lizenzierung bereit, wolle jedoch nicht ohne absehbares Ergebnis in einen Gesprächsmarathon eintreten, während seine Programminhalte weiter „ohne Erlaubnis“ ausgestrahlt würden.
Im April hatten sich bereits der MTV-Betreiber und der amerikanische Kabelnetzbetreiber Time Warner Cable wegen einer TV-App gegenseitig verklagt. Die Justiz muss klären, ob die bestehenden Verträge zwischen dem Kabel-TV-Anbieter und Viacom die Verbreitung über Geräte wie das iPad abdecken. Im Gegenzug reichte der Medienkonzern am selben Gericht eine Klage wegen Vertragsbruch und Urheberrechtsverletzungen gegen den Kabelbetreiber ein (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Nach Informationen der „New York Times“ sollen sich Time Warner Cable und Viacom darauf geeinigt haben, die eingeleiteten Klagen vorerst ruhen zu lassen, um ihre Differenzen in Gesprächen auszuräumen. [js]
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