Vor allem im Bereich Pay-TV gehört Turner Broadcasting System zu den festen Größen in Deutschland. Für Geschäftsführer Hannes Heyelmann geht es dabei längst nicht mehr nur um das Importieren erfolgreicher US-Formate, sondern auch um den Aufbau eigener Senderidentitäten. Mit DIGITAL FERNSEHEN sprach er unter anderem über die Pläne, die eigenen Senderprofile zu schärfen.
Herr Heyelmann, Boomerang präsentiert sich seit dem 16. Februar im neuen Gewand. Wie kommt die frische Optik bei den Zuschauern an?
Hannes Heyelmann: Die ersten Reaktionen sind sehr positiv. Unseren Zuschauern gefällt das frische On- und Off-Air-Design von Boomerang sehr – so wie uns selbst.
Neben der neuen Optik wurde auch das Programm aufgefrischt. Was waren die Gründe für diesen Schritt?
Heyelmann: Es handelt sich um ein globales Rebranding, bei dem Boomerang als Kinder- und Familiensender neu positioniert wird. Was bisher fehlte, war so etwas wie eine globale Identität für Boomerang. Das hat sich jetzt geändert. Mit dem neuen Markenauftritt und dem neuen schwarz-weißen Logo rücken wir Boomerang näher an seinen Schwestersender Cartoon Network heran und unterstreichen damit den Auftritt der beiden Sender innerhalb der Turner-Senderfamilie. Damit wird noch deutlicher, wofür beide Programme stehen: Cartoon Network als frechere Sendermarke für die Kernzielgruppe Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren und Boomerang als Kinder- und Familienprogramm, das auch Eltern und Großeltern anspricht.
Über welche Highlights dürfen sich die Boomerang-Zuschauer in den kommenden Wochen freuen?
Heyelmann: Wir setzen bei Boomerang vor allem auf zeitlose Cartoon-Serien und auf Programme mit Cartoon-Helden, die generationenübergreifend bekannt sind und daher sowohl Kinder als auch ihre Eltern und Großeltern begeistern. Da wir auf die Librarys von Warner Bros., Cartoon Network und Hanna-Barbera Zugriff haben, können wir aus dem Vollen schöpfen und verfügen über ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal. Klassiker und neuaufgelegte Formate wie die neue „Tom und Jerry Show“ sind in unserem Programmmix sehr wichtig. Wir freuen uns, dass Warner Bros. und Turner künftig noch enger zusammenarbeiten werden, so dass wir mehr Programm der Warner-Kollegen bei uns auf Sendung bringen können, vieles als exklusive Deutschlandpremieren. Daneben lizensieren wir auch von vielen anderen Studios erstklassige Formate, zum Beispiel „Inspector Gadget“, „The Garfield Show“ und „Die Dschungelhelden“.
Darüber hinaus zeigen wir bei Boomerang zum ersten Mal im deutschen Fernsehen „Die Schlümpfe“ in HD – und bieten tolle Sonderprogrammierungen wie etwa am Osterwochenende den „Tom und Jerry Film Marathon“. Worauf sich die Boomerang-Zuschauer auch freuen können: eine neue Eigenproduktion. Ob die „Pfotenbande“ oder die „Boomerang Märchenstunde“ – unsere Zuschauer und Partner sind bereits aus den vergangenen Jahren gewohnt, dass wir eigene Formate produzieren und damit einen exklusiven Mehrwert bieten. Diesen Weg werden wir weiter gehen. An einem neuen Format, das in der zweiten Jahreshälfte 2015 starten soll, arbeitet unser Team gerade intensiv.
Neben Boomerang betreibt Turner in deutschsprachigen Raum fünf weitere Sender, auf denen auch immer mehr lokale, in Deutschland produzierte Inhalte zu finden sind. Was hat Sie dazu bewegt, lokale Inhalte in die Programme aufzunehmen ?
Heyelmann: Lokale Eigenproduktionen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Programmstrategie. Es gilt, unseren Zuschauern und Plattformen einen exklusiven Mehrwert zu bieten und den lokalen Bezug noch stärker zu betonen. Produktionen wie „Add a Friend“ auf TNT Serie oder „Cartoon Network Spurensuche – Schnitzeljagd war gestern“ helfen zudem dabei, unseren Sendern eine eigene Note zu verleihen, sich im Markt zu differenzieren und zusätzliche Aufmerksamkeit zu erzeugen. Wir wollen etwas produzieren, das man nur bei uns und nirgendwo anders bekommt. Hinzu kommt, dass wir bei solchen Produktionen die gesamte Rechtekette besser kontrollieren und unseren Partnern von vornherein mehr anbieten können.
Nicht nur das Feedback unserer Zuschauer und Partner bestätigt uns in dieser Strategie – es freut uns umso mehr, dass unsere Eigenproduktionen immer wieder auch ausgezeichnet werden. „Add a Friend“ hat den Grimme-Preis bekommen, „Die Cartoon Network Praktikanten“ den Mira Award und den Kinder-Medien-Preis „Der weiße Elefant“, und aktuell ist Cartoon Network mit der „Cartoon Network Spurensuche“ für einen Grimme-Preis nominiert, als erster Pay-TV-Kindersender überhaupt. Das ist ein toller Erfolg für das ganze Team und alle, die an diesen Produktionen mitgewirkt haben.
Dürfen sich die Zuschauer im deutschsprachigen Raum 2015 auf den Turner-Sendern auf weitere lokale Eigenproduktionen freuen?
Heyelmann: Ja, das dürfen sie. Wir werden unsere Programmstrategie konsequent fortführen und für alle unsere Pay-TV-Sender weiterhin fiktionale und non-fiktionale Formate entwickeln und realisieren. Für TNT Serie haben wir soeben die Psychothriller-Serie „Weinberg“ mit Friedrich Mücke, Antje Traue und Gudrun Landgrebe abgedreht. Und auch auf TNT Glitz, Cartoon Network und Boomerang werden noch in diesem Jahr neue Formate starten.
Können Sie schon mehr zu den neuen Formaten verraten?
Heyelmann: Ja, lassen Sie mich unser zweites großes Serienprojekt hervorheben: „Weinberg“ ist eine abgeschlossene sechsteilige Drama-Serie im Stil eines Psycho-Thrillers. Inmitten des Idylls des Ahrtals erwacht ein Mann, gespielt von Friedrich Mücke, auf einem Weinberg aus der Bewusstlosigkeit. Er weiß nicht, wer er ist, wo er ist und wie er hierher kam. Neben ihm liegt eine tote junge Frau unter den Reben. Als Fremder landet er schließlich in einem abgeschiedenen Städtchen und trifft dort auf eine archaisch anmutende Dorfgemeinschaft, die ein Geheimnis vor ihm zu bewahren scheint.
Wir produzieren „Weinberg“ zusammen mit Bantry Bay Productions und Twenty Four 9 Films. Die exklusive Deutschlandpremiere von „Weinberg“ wird schon im Herbst 2015 auf TNT Serie stattfinden.
Ein großes Thema in der TV-Welt ist weiterhin die HDTV-Umstellung. Wird in diesem Jahr der HDTV-Ausbau Ihrer Sender sowohl bei der Verbreitung als auch bei den Inhalten weiter voranschreiten?
Heyelmann: Wir gehören zu den ersten Sendern im deutschsprachigen Raum, die ihre HD-Verbreitung vorangetrieben haben. So sind alle unsere Sender, zum Teil seit mehreren Jahren, in HD verfügbar. Wir arbeiten daran, dass immer mehr Plattformen hinzukommen, und freuen uns darüber, dass der Anteil des Programms, das wir in HD ausstrahlen können, bereits jetzt senderübergreifend sehr hoch ist.
Neben den klassischen Empfangswegen via Kabel, Satellit und IPTV drängt auch der OTT-Empfang voran. Wird es die Turner Programme auch im Internet über TV-Plattformen wie Magine und Zattoo zu sehen geben?
Heyelmann: Unser Bestreben ist es, unsere Programme über so viele Plattformen wie möglich zugänglich zu machen. Über Sky online können die Zuschauer bereits das Programm von TNT Serie und TNT Glitz sehen, über Magine das von Cartoon Network, Boomerang, TNT Film und CNN International. Mit Zattoo kooperieren wir ebenfalls, dort ist CNN International empfangbar.
Vielen Dank für das Gespräch.[rp]
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