Durch sein wachsenden Digitalgeschäft hat sich ProSiebenSat.1 schon ein gutes Stück aus der Abhängigkeit vom klassischen Fernsehgeschäft befreien können. Dennoch will der Konzern in diesem Bereich noch kräftig zulegen. Das Kerngeschäft der Mediengruppe soll allerdings weiterhin im TV-Bereich liegen.
Das klassische Fernsehgeschäft ist längst nicht mehr das einzige Standbein der Mediengruppe ProSiebenSat.1. So wagt sich das seit Anfang des Jahres im Dax vertretene Unternehmen zunehmend in das Digitalgeschäft vor, hat dort im letzten Jahr durch zahlreiche Zukäufe kräftig expandiert. Eine Strategie, an der der Konzern festhalten will. So wollen die Unterföhringer nach kleineren Unternehmen nun auch größere in den Blick nehmen. Zuletzt hätte die Übernahme des Vergleichsportals Verivox und des Online-Reiseanbieters Etraveli „sehr gut funktioniert“, wie Thomas Ebeling, Vorstandsvorsitzender bei ProSiebenSat.1, am Sonntag im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte. „Wir werden deshalb weiter Ausschau nach größeren Unternehmen im Digitalbereich halten, am besten solchen, die schon profitabel sind und bei denen die Synergien mit dem Fernsehen gut funktionieren“, führte der Konzernchef aus.
Für derartige Zukäufe steht eine Summe von bis zu einer halben Milliarde Euro zur Verfügung, sagte Ebeling der „Süddeutschen Zeitung“. Dabei machte er in diesem Zusammenhang deutlich, dass sich das Wachstum gar nicht so einfach gestaltet. „Das Problem ist, dass es gar nicht so viele größere Unternehmen in Deutschland gibt, die strategisch passen und bei denen wir eine Wertsteigerung für unsere Aktionäre erwarten“, so der ProSiebenSat.1-Chef. „Aber wir haben die Augen offen.“
Bisher konnte das Unternehmen schon einen kräftigen Wachstumsschub in der Digitalbranche verbuchen, die sich zu einem weiteren Standbein des Konzerns entwickelt. „Beim Umsatz haben wir die hohe Abhängigkeit vom Fernsehgeschäft schon deutlich reduziert“, erklärte Ebeling. „Jetzt muss der Digitalbereich die Gewinne weiter steigern.“ Trotz des Motors Digitalsparte verortet der Konzernchef das Kerngeschäft des Medienunternehmens weiterhin im Fernsehen. „Noch immer gilt: Wir sind ein Unternehmen, das viel Fernsehen und immer mehr Digital hat“, stellt er klar. „Fernsehen wird vorerst unser Kerngeschäft und der Treiber für das Digitalgeschäft bleiben.“
Auch im klassischen Fernsehgeschäft sieht der Konzernchef sein Unternehmen weiterhin gut aufgestellt, auch wenn gerade Sorgenkind Sat.1 gelegentlich Probleme bereitet. „Die Reichweite von Sendern mit heute tendenziell älteren Zuschauern wird hoch bleiben, schon aus demografischen Gründen“, so Ebeling. „Die Älteren schauen eher mehr Fernsehen als früher.“
Die Konkurrenz aus dem Netz von Netflix, Amazon und Co. fürchtet er dabei nicht. So würden die Streamingsdienste ProSiebenSat.1 nur Zuschauer „im homöopathischen Bereich“ abgraben. „ProSieben wird die Präferenzen der sogenannten Millennials gut abgreifen, egal, ob sie zu Hause auf dem Sofa sitzen, unterwegs mit dem Smartphone zuschauen oder das Programm später in der Mediathek sehen“, erklärt Ebeling gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. So etwas wie die Sendungen „Duell um die Welt“ oder „Galileo“ finde man in dieser Qualität nicht bei Youtube.
So überrascht es kaum, dass ProSiebenSat.1 auch den Ausbau seines Kerngeschäfts vorantreibt und weitere TV-Sender an den Start bringt. Im September startet die Gruppe mit Kabel Eins Doku einen eigenen Doku-Kanal im Free TV. [kw]
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