„Trottlige Terroristen“ und andere Exportschlager

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Köln – Im Export von TV-Formaten, einem Bereich, in dem Deutschland lange Zeit international bedeutungslos war, holt es jetzt auf. „Deutschland exportiert heute sehr stark ins Ausland“, erläuterte Sonja Behrens von TV Sisters, einer Firma, die sich auf internationale Programmbeobachtung spezialisiert hat.

Beim 20. Medienforum NRW präsentierte das junge Beratungsunternehmen TV Sistersinternational erfolgreiche TV-Trends. Ein gutes Beispiel für Auslandserfolge deutscher TV-Fabrikate sei das Show-Konzept „Schlag den Raab“, das beim britischen Sender ITV „Beat the Star“ heißt und zu den erfolgreichsten deutschen Fernsehexportartikeln gehöre. Die Telenovela „Verliebt in Berlin“ läuft mittlerweile auch in Frankreich (TF 1), ebenso wie die Serie „Alles, was zählt“ (M6).
 
Durch die Einkaufstouren großer Medienkonzerne wie Sony Pictures International finde allerdings eine Konzentration auf dem Markt statt. Sony habe vor kurzem die Produktionsfirma 2way traffics gekauft, NBC Universal habe die Fühler nach All3Media ausgestreckt, berichtete Behrens. „Wer sich in Deutschland künftig für neue Formate interessiert, kommt an den großen Konzernen nicht mehr vorbei“, prognostizierte sie. Kleine Produktionsfirmen hätten dann häufig das Nachsehen. Heute müsse außerdem immer früher und schneller zugreifen, wer noch etwas Besonderes kaufen wolle.
 
Ob sich der Trend zu mehr Gameshows auch in Deutschland durchsetzen wird, ist nach Einschätzung von TV Sisters nicht sicher. „Allerdings hat eine Freemantle-Studie Anfang des Jahres ergeben, dass international dreißig Prozent mehr Gameshows verkauft wurden“, konstatierte Elfi Jäger, die gemeinsam mit Sonja Behrens die Kölner Firma TV Sisters gründete. Ein Spanien feiere die sehr erfolgreiche Show „El Sexometer“ Erfolge, bei der Kandidaten und Publikum Fragen rund um eine Studie zum Sexualverhalten der Spanier beantworten müssen.
 
Die Vermarktung von „El Sexometer“ hat übrigens die ProSiebenSat.1-Tochterfirma SevenOne International übernommen. „Mal sehen, ob das auch etwas für uns ist. Pro Sieben hat so eine Studie jedenfalls auch für Deutschland in Auftrag gegeben“, berichtete Sonja Behrens.
 
Erfolgreich laufen im Ausland auch Formate, die im weitesten Sinne als „Help TV“ bezeichnet werden können. „Young Mums‘ Mansion“ (BBC 3) etwa ist ein soziales Experiment, in dem zehn alleinerziehende Mütter vier Wochen in einem Haus gemeinsam mit ihren Kindern leben. Wie und ob sie mit der Hausordnung zurechtkommen, wie sie Regeln im Umgang miteinander und in der Erziehung ihrer Kinder lernen, darum geht es in der Doku-Serie.
 
Ein besonders gewagtes Beispiel für Kreativität kommt aus Dänemark. TV Sisters präsentierte den Trailer zu einer Pilot-Sitcom namens „The Terror Cell“. Hier werden vier „trottelige Terroristen“ zu Selbstmordattentätern ausgebildet, die allerdings schon an so einfachen Dingen scheitern wie an der Frage „Wo ist Mekka?“ und „Wie falle ich auf einer Party nicht auf, wenn ich weder Alkohol trinken, noch Frauen berühren darf?“.
 
Die Serie, erläuterte Sonja Behrens, werde von einem dänischen Moslem geschrieben und auch produziert. „HBO und Comedy Central streiten gerade für die Rechte“. (Medienforum)[mg]

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3 Kommentare im Forum
  1. AW: "Trottlige Terroristen" und andere Exportschlager Es ist zwar mit Sicherheit nicht falsch, sich über solche Leute lustig zu machen. Dass Selbstmordattentätern aber eine lustige Serie gewidmet wird, in der sie mit Sicherheit nicht als Bösewichte dargestellt werden, finde ich völlig daneben. Eine solche Behandlung der Thematik klingt stark nach Verharmlosung und macht Selbstmordattentate wieder mehr zu etwas "Alltäglichem". Komisch auch, dass ein Moslem die Serie schreibt. Edit: LOL, hier werden selbst die Texte aus den DF-News zensiert. T.rottelig ist aber auch ein schlimmes Wort. Armes DF-Forum.
  2. AW: "Trottlige Terroristen" und andere Exportschlager Das stimmt natürlich. Die Selbstmordattentäter stammen trotzdem so gut wie alle aus dem Islam und da ist es in meinen Augen schon pietätlos, dass ausgerechnet ein Moslem die Serie schreibt. Zumal vermutlich nicht viele Moslems Drehbuchautoren in Dänemark sind. Ich meine damit nicht, dass dieser Autor ein Selbstmordattentäter o. ä. ist.
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