Spannungen im Kölner Funkhaus: WDR-Intendant Tom Buhrow hat eine Managerin vom Privatradio als Hörfunkdirektorin vorgeschlagen. 150 Redakteure protestieren mit einem Brief gegen die Personalie.
WDR-Intendant Tom Buhrow sieht sich interner Kritik ausgesetzt, weil er eine Managerin vom Privatradio als Hörfunkdirektorin vorgeschlagen hat. Am Mittwoch erläuterte er seine Position in einer Redakteursversammlung in Köln. 150 Mitarbeiter des größten ARD-Senders hatten zuvor einen Protestbrief unterschrieben.
In dem Brief wird gefragt, ob die bisherige Antenne-Bayern-Geschäftsführerin Valerie Weber den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wirklich glaubwürdig vertreten könne. Ihre unbestrittenen Quoten-Erfolge habe Weber ausschließlich in Programmen „mit einem Mix aus seichtem Pop, reißerischer Eigenwerbung, Regionalpatriotismus, ständigen Gewinnspielen und Comedybeiträgen erzielt“, meinen die Unterzeichner.
Ein WDR-Sprecher sagte dazu, Weber bringe eine wichtige Außenperspektive mit. Ihr sei durchaus bewusst, dass das WDR-Radio eine lange und kostbare Tradition habe, die es zu verteidigen und auszubauen gelte. Buhrow strebe sowohl personelle Kontinuität als auch Erneuerung an, erläuterte der Sprecher. „Je mehr Perspektiven, desto besser.“ Als neuen Fernsehdirektor hat Buhrow den bisherigen WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn vorgeschlagen, der in erster Linie für seine Seriosität bekannt ist.
Am Freitag entscheidet der WDR-Rundfunkrat über die beiden Personalien. Die Rundfunkratsvorsitzende Ruth Hieronymi sagte der Nachrichtenagentur dpa, sie erwarte durchaus eine längere Diskussion dazu, aber das sei nichts Besonderes, denn der Rundfunkrat sei grundsätzlich kein Gremium zum Abnicken.
Zu der Frage, ob Buhrow für den Posten unbedingt eine Frau vorschlagen musste, weil er sich bei der Stelle des Fernsehdirektors bereits für einen Mann entschieden hatte, nahm Hieronymi nur allgemein Stellung. „Diese Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung von Frauen in allen Bereichen in Führungspositionen müsste eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein“, sagte sie. [dpa]
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