Time Warner Deal: Wer hat denn nun verloren?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Rupert Murdoch hatte 80 Milliarden US-Dollar aufgerufen, Time Warner lehnt die Offerte zum Verkauf ab. Eine Schlappe für den 83-jährigen Medienmogul, könnte man meinen. Aber welche Chance hat Time Warner verspielt?

Noch vor 25 Jahren hieß das Duell der Medienmogule in dieser Welt Rupert Murdoch gegen Ted Turner. Ted Turner, der smarte US-Amerikaner mit Cowboyhut war immer viel mächtiger, hatte mit der Schauspielerin Jane Fonda schlicht die bekanntere Ehefrau an seiner Seite und mit dem Nachrichtensender CNN zu Zeiten des zweiten Golfkrieges das in der Welt bekanntere Newsformat. Rupert Murdoch hingegen musste sich trotz seines beachtlichen Medienimperiums und einem gewinnbringenden Riecher für neue Geschäftsmodelle im Pay TV allerorts schon mit Fusionskontrollen, Regulierung und dann auch noch mit einer gescheiterten Ehe plagen.

Der Punkt ging seinerzeit an Ted Turner, den größeren der beiden Medienmogule.
 
Heute sieht die Welt anders aus. Medien sind nicht nur schneller geworden, sie stehen mit Blogs, YouTube, Facebook und Emails im Machtbereich des Einzelnen. Das jedenfalls glauben wir. Kontrolliert und beeinflusst werden wir von Google, Facebook, Amazon und bald vielleicht auch von Netflix. Rechtsstaatliche Medienkontrolle ist heute kaum mehr möglich. Schon lange kontrollieren und zensieren uns andere als nur der Staat.
 
Die Aufgabe der Verleger ist es, Information zu bündeln, auszuwerten, der Zielgruppe entsprechend deren Kenntnisstandes aufzubereiten, Information zu kanalisieren und nur noch in Einzelfällen mit Meinung zu versehen. News werden nicht mehr so einfach „gemacht“, denn dazu ist der Wettbewerb und die Kommentarfunktion im Netz schlicht zu groß geworden. Gegendarstellung, Foren-Kritik und Shitstorm sind heute sekundenschnell und ohne Gnade. Reichweite allein reicht heute also nicht mehr, um als Medienunternehmer erfolgreich zu agieren. Gute eigene Außendarstellung wohl schon. Aber gerade hier waren andere Medienunternehmer immer stärker als er.
 
Es galt als der letzte Deal des betagten Medienzaren Murdoch, als er nun 80 Milliarden Dollar bot, um den US-Giganten Time Warner, zu denen Filmstudios wie Warner Bros., HBO, aber auch CNN gehören, zu kaufen. Dabei war Rupert Murdoch sicher bewusst, dass der Deal verlangte, von Macht und Reichweite auch etwas abgeben zu müssen, wäre es zu diesem Geschäft gekommen. Von dem von den Regulierungsbehörden verlangten Verkauf von CNN war die Rede. Auch sein Engagemt als Zeitungsverleger sollte Thema sein. Letzteres ärgerte Murdoch schon länger. „Sorry can’t buy Trib group or LA Times. Cross-ownership laws from another age still in place.“, twitterte der verärgerte Murdoch, der seine Tätigkeiten als Zeitungsverleger stets von seinen anderen Tätigkeiten getrennt betrachtet haben wollte, denn auf reine Reichweitenregulierung kam es schon längst nicht mehr an.
 
Nun also der Rückzug. Recht nüchtern wurde verkündet, dass Rupert Murdoch beim Time-Warner-Deal den Rückzieher mache und nicht mehr die 80 Millarden Dollar biete. Aber wer hat denn nun verloren? Die Presse war sehr schnell, den ungeliebten Konkurrenten Murdoch als den Verlierer dastehen zu lassen. Sein Gebot war nicht erhört worden, man hatte ihm die kalte Schulter gezeigt.
 
Wer glaubt, ein reicher, alter Mann wollte es einfach noch mal wissen, schaut vielleicht aber nur oberflächlich auf das, was sich in der weltweiten Medienlandschaft bewegt. In 25 Jahren hat sich viel getan. Es geht nicht mehr darum, den einen US-Medienmogul gegen den anderen antreten zu lassen, sich an deren Skandalen aufzureiben oder deren Handeln wie zwei gegnerische Fußballmanschaften zu bewerten. Dafür oder dagegen? Das war einmal.
 
Heute geht es darum, einen weltweiten Medienkonzern neu zu positionieren, alte Geschäftsmodelle abzustoßen und Synergien der Medienunternehmen sinnvoll zu nutzen. Denn News, Meinungsmache und auch Filme werden uns in Zukunft nicht nur aus den Häusern Time Warner und Fox erreichen und werden auch nicht nur hiesige Werte vermitteln. Globalisierung funktioniert in alle denkbaren Richtungen.
 
So stellt sich am Ende doch die Frage, wer hier verloren hat? Time Warner wird zweifellos auch ohne Rupert Murdoch noch weiter existieren können. Inwieweit man sich dort jedoch seine Gedanken zur künftigen Ausrichtung eines weltweit agierenden Medienkonzerns und Positionierung gegenüber neuen Wettbewerbern gemacht hat, bleibt abzuwarten.
 
Denn sonst würde der Punkt dieses Mal am Ende an den guten, alten Rupert Murdoch gehen, der vielleicht eines Tages posthum noch die Botschaft verbreiten könnte, dass er genau das immer vorhergesehen hat. [Kommentar von Torsten Herres, Herausgeber]

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8 Kommentare im Forum
  1. Gewonnen hat in jedem Falle Ruperrt Murdoch. 80 Milliarden, die er erst mal nicht investieren muss.
  2. AW: Time Warner Deal: Wer hat denn nun verloren? Murdoch steht jetzt vor den dramatischen Problem zu entscheiden was er mit den gesparten 8 Mrd. (Kursverlust Time Warner) machen soll. Murdoch wird den Kurseinbruch sicherlich nutzen um seine Anteile auszubauen.
  3. AW: Time Warner Deal: Wer hat denn nun verloren? Gewonnen hat auf jeden Fall der Zuschauer und Konsument. Sowohl Warner als auch das Murdoch-Imperium sind beide schon viel zu groß, als dass man ihnen erlauben sollte, zusammenzugehen. Mit dem Rückzug ist allerdings erst einmal nur Schlimmeres verhindert worden. Idealerweise wird es irgendwann endlich wieder mehr Markteilnehmern kommen. Vielleicht ist dann der Umsatz des Einzelnen nicht mehr so groß, dass man von den vielen Geldsäcken erdrückt wird. Aber kleinere Unternehmen sind wendiger und kreativer, und letztlich macht es auch mehr Spaß für alle Beteiligten. In diesem Sinne würde ich auch nicht Murdoch und auch nicht Warner als Verlierer sehen.
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