
Das Bundeskartellamt sondiert weiterhin die Lage zu Ideen der künftigen Vermarktung der Fußball-Bundesligarechte. Experten fordern inzwischen den Rückzug der Bonner Behörde in Sachen DFL.
Während sich das Bundeskartellamt zu einer engültigen Entscheidung weiter ausschweigt, wie man künftig die Bundesligarechte verteilen können wird, meldet sich Ex-RTL-Chef Prof. Dr. Helmut Thoma, selbst begeisterter Sportfan und TV-Experte, auf Nachfrage zu Wort: „Die Vermarktung der Fußball-Bundesliga unterlag bisher dem normalen Wettbewerb. Das hat doch super funktioniert. Warum man jetzt daran etwas ändern möchte, versteht doch kein Mensch“, so Thoma gegenüber DIGITAL FERNSEHEN.
Das Bundeskartellamt hatte nach Gesprächen mit DFL und einzelnen Bundesligaclubs die Idee geäußert, den Markt zu sondieren und die künftige Bundesligarechte-Vermarktung weiter aufsplitten zu wollen, sofern dies sinnvoll erscheine, um noch mehr Wettbewerb zu erzeugen.
Warum sich das Bundeskartellamt in diesen funktionierenden Wettbewerb jetzt einmische, sei nur damit zu erklären, dass die Vereine noch mehr Geld erwirtschaften wollten. Bis dato hätte der Markt auch so funktioniert, meint hingegen Thoma. Dem Argument, dass weitere Pay-Anbieter auch Chancen zur Verbreitung haben müssten, tritt der gebürtige Österreicher harsch entgegen: „Die hatten sie aber doch bisher mit ihren Geboten auch. Wenn wir mal ehrlich sind: Andere haben doch gar nicht die Struktur oder müssten diese erst wieder aufbauen.“
Das Argument einer möglichen Verteuerung bestätigen weitere Experten. So äußerte der frühere Kabel-Deutschland-CEO Dr. Hans-Ullrich Wenge jüngst gegenüber der DF-Schwesterpublikation DIGITAL INSIDER, dass der Vorstoß der Kartellwächter einen „eklatanten Eingriff in die bislang funktionierenden Gesetze des Free- und Pay-TV-Marktes“ darstelle. Eine weitere Aufspaltung von Rechten führe zu höheren Preisen bei den Zuschauern. „Damit irritiert man nicht nur fußballbegeisterte Zuschauer, sondern das Kartellamt beeinflusst einen ganzen Markt negativ – einen Markt, den man doch als Wettbewerbshüter bewahren sollte, wenn man es mit der Marktwirtschaft ernst nimmt“, so Wenge.
Fest steht, dass bei einer zwingend geforderten Vermarktung der Rechte über mehrere Anbieter hinweg, der Fußballfan mehrere Plattformen abonnieren und damit möglicherweise mehr Geld bezahlen müsste, um wirklich alle Spiele der Bundesliga noch live verfolgen zu können.
„Mit der Vermarktung im Pay-TV bei Sky können alle Fußballfans glücklich sein. Alles andere würde es nur teurer machen“, äußert ausgerechnet der langjährige Chef von RTL. Die Rechte dürften in jedem Falle nicht weiter zersplittert werden. Einen funktionierenden Pay-TV-Markt brauche auch das Bundeskartellamt nicht kaputt zu reden. „Das Kartellamt soll sich bei der Bundesliga doch raushalten“, fordert Thoma im Gespräch mit DF daher rigoros.
Das Bundeskartellamt ist derzeit zu einer Stellungnahme während des laufenden Verfahrens nicht bereit. Auf ein konkretes Datum für eine endgültige Entscheidung in Sachen Bundesligarechte-Vermarktung legt sich die Bonner Behörde nach wie vor ebenfalls nicht fest. [th]
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