
Bei den Festnetz- und besonders den Breitbandanschlüssen gewinnen die Kabelnetzbetreiber immer mehr Kunden – auch auf Kosten der Telekom. Nicht zuletzt deshalb ist Deutsche-Telekom-Vorstandschef Timotheus Höttges der Meinung, dass auch für die Kabelunternehmen eine Netzregulierung gelten müsste. Insgesamt macht sich Höttges jedoch für eine Deregulierung stark.
Die Regulierung der Telekommunikationsmärkte durch die Politik ist vor allem für die Deutsche Telekom ein Thema, dass ständig präsent ist. Kaum eine strategische Entscheidung kann der Marktführer für Festnetzanschlüsse fällen, ohne dass Bundesnetzagentur, Wettbewerber und Politik eine Regulierung im Sinne der Chancengleichheit auf dem Markt fordern. So war auch im Zuge der Vectoring-Pläne der Telekom eines der zentralen Anliegen der Bundesnetzagentur, dass auch die Wettbewerber auf dem Telekommunikationsmarkt den Zugang zu den Netzen behalten.
In einem Interview, das Deutsche-Telekom-Vorstandschef Timotheus Höttges am Mittwoch dem „Wall Street Journal“ gab, kritisiert dieser die Regulierungspraxis in Deutschland. Dabei gesteht der 51-Jährige ein, dass Regulierung in vielen Fällen durchaus Sinn macht. Wichtig sei diese etwa in ländlichen Gegenden, wo oft monopolistische Infrastrukturen vorherrschen. In großen Städten seien jedoch oft verschiedene Infrastrukturen vorhanden, sodass eine strenge Regulierung wenig Sinn macht.
Zudem gäbe es bereits Städte, in denen die Telekom auf dem Festnetz-Markt nur noch die Nummer zwei oder drei sei und keineswegs ein Monopolist. Besonders die Kabelnetzbetreiber machen dem einstigen Platzhalter dabei zunehmend Konkurrenz, da ihre ebenfalls weiträumig ausgebauten Netze ebenfalls für HDTV-, Telekommunikations- und Breitbanddienste geeignet sind. „90 Prozent der Neukunden-Gewinne in Deutschland verzeichnen Kabel-Unternehmen. Wieso ist Kabel nicht reguliert, aber wir sind komplett reguliert?“, fragt Höttges deshalb. „Sind Kabelunternehmen unsere Wettbewerber, agieren sie auf dem gleichen Markt? Es ist der gleiche Markt“, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom weiter.
Doch nicht nur im Verhältnis zwischen der Telekom und den Kabelnetzbetreibern sieht Höttges ein Ungleichgewicht bei der Netzregulierung. Auch Dienste wie Whatsapp seien im Kern Telekommunikationsdienste, die jedoch in keiner Weise reguliert würden. Weitere Beispiele für eine mangelnde Regulierung seien Dienste für Videotelefonie oder bestehende Smartphone-Ökosysteme. „Haben sie schon mal probiert ihre Daten und Bilder von einem Apple-Smartphone auf ein Android-Smartphone zu übertragen? Das ist verglichen mit der Nummernportabilität, die von uns gefordert wird, sehr, sehr mühsam“, kritisiert Timotheus Höttges die geltenden Bestimmungen.
Der Markt habe sich weiterentwickelt. Jetzt müsse sich auch die Regulierung an die neuen Gegebenheiten anpassen, fordert der Telekom-Vorstand. „Mir geht es nicht darum, dass die Telekom überall aus der Regulierung entlassen wird, aber überall da, wo wir Wettbewerb haben, muss das der Fall sein“, erklärt Höttges gegenüber dem „Wall Street Journal“. Dabei gehe es ihm nach eigener Aussage nicht darum, die anderen Marktteilnehmer stärker zu Regulieren, sondern um eine generelle Deregulierung.
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