Der kleinere Spartensender Tele5 ist erneut mit dem Versuch gescheitert, sich juristisch gegen vermeintliche Benachteiligungen im Werbemarkt aufgrund der dominanten Rolle der Medienriesen RTL und ProSiebenSat.1 zur Wehr zu setzen.
Die 17. Kammer für Handelssachen am Münchener Landgericht wies laut einem Bericht des Branchendienstes „Horizont“ (Donnerstag) bereits in der vergangenen Woche eine entsprechende Klage der Tele5-Muttergesellschaft TM-TV gegen die RTL-Vermarktungstochter IP Deutschland ab. Bereits im November 2011 war Tele5 in einem parallel geführten Verfahren gegen die ProSiebenSat.1-Tochter Seven One Media unterlegen.
Hintergrund der Schadenersatzklage ist die Ende 2007 verhängte Strafe des Bundeskartellamts in Höhe von 120 Millionen Euro gegen den ProSiebenSat.1-Vermarkter Seven One Media. Auch die RTL-Tochter IP Deutschland war zu einem Bußgeld von 96 Millionen Euro verurteilt worden. Nach einer Durchsuchung von Geschäftsräumen und einer anschließenden Untersuchung hatte sich bei den Kartellhütern der Verdacht erhärtet, dass ProSiebenSat.1 und RTL kleinere Sender durch ihre Rabattmodelle, unter anderem sogenannte Share-Deals, aus dem Markt verdrängen.
Die beiden großen Privatsender-Gruppen teilen über 80 Prozent des TV-Werbemarktes in Deutschland unter sich auf. Tele5 und Viacom Media Solutions hatten sich nach dem Bußgeld-Verfahren, im Zuge dessen das Bundeskartellamt weitere Prüfungen auf Eis legte, juristisch in Position gebracht. TM-TV forderte in Form einer Stufenklage zunächst Einsicht in die Vermarktungsverträge der größeren Konkurrenten. Die Münchener Kammer sah es jedoch nicht als erwiesen an, dass TM-TV überhaupt ein Schaden entstanden sei.
Gegen das Urteil von November 2011 hat die Tele5-Mutter zwischenzeitlich Berufung eingelegt. Es ist damit nicht rechtskräftig. Ob im Fall der Klage gegen IP Deutschland ein ähnliches Vorgehen geplant ist, wollte TM-TV zunächst nicht kommentieren. Parallel sehen sich IP Deutschland und Seven One Media noch mit vier Verfahren der Vermarkter von MTV (Viacom) und RTL2 (El Cartel) konfrontiert. Das nächste Urteil wird Anfang Februar erwartet. [ar]
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