Die ARD bleibt bei der umstrittenen „Tagesschau“-App gesprächsbereit. Das unterstrich NDR-Intendant Lutz Marmor am Montag auf dem Kongress des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in einem Streitgespräch mit dem Geschäftsführer der Zeitungsgruppe WAZ, Christian Nienhaus.
Acht Zeitungsverlage klagen gegen die Tagesschau-App für Smartphones und den Tablet-Computer iPad. Laut BDZV verhandelt das Landgericht Köln am 13. Oktober darüber. Marmor betonte: „Wir müssen gemeinsam nach einem Weg suchen, wie wir da rauskommen“. Die kostenlose „Tagesschau“-App wurde laut Marmor bisher 2,3 Millionen Mal heruntergeladen. Nienhaus erneuerte seinen Vorwurf, das Angebot sei zu presseähnlich.
Der WAZ-Geschäftsführer forderte eine strikte Aufgabenverteilung zwischen öffentlich-rechtlichen Sendern und Verlagen nach dem Muster: „Tagesschau sehen, Zeitung lesen“. Sonst könnten es die Verlage nicht schaffen, Geschäftsmodelle im digitalen Zeitalter zu etablieren, sagte Nienhaus, der auch Vorsitzender der nordrhein-westfälischen Zeitungsverleger ist.
Nienhaus verwies auf die Rundfunkgebühren zuzüglich des Umsatzes der öffentlich-rechtlichen Sender aus Werbung und Einnahmen von Tochterfirmen. Dagegen subventionierten die meisten Verlage ihre Internetangebote mit den gedruckten Zeitungen. „Das Einzige, was wir wollen ist, (…) dass derjenige, der eine staatliche Gebühr kassiert, ein bisschen fairer mit uns umgehen muss“, sagte Nienhaus.
Marmor erwiderte: „Eine Klage ist ja zunächst einmal kein Gesprächsangebot“. Aus seiner Sicht werde das Thema hochgespielt. „Eine App, das ist so wie ein Wassertropfen im Ozean des Internets (…). Es ist doch nicht unsere Absicht, die Presse zu vernichten“. Allein wegen der verbesserten Technik werde sich der Anteil an Videos in der „Tagesschau“-App weiter erhöhen. „Wir werden nicht im Internet expansiv vorgehen“. [Rolf Westermann]
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