Die britische Medienanstalt BBC baut ihr hochauflösendes Programmangebot um und nimmt im Zuge ihrer „Delivering Quality First“-Initiative massive Anpassungen und Einsparungen am TV-Programm vor, um ihr von der Regierung verordnetes jährliches Sparziel von 670 Millionen Pfund (ca. 780 Millionen Euro) einzuhalten.
Wie der Sender am Donnerstag bestätigte, schlägt die sendereigene Aufsichtsbehörde BBC Trust unter anderem die Streichung sämtlicher Finanzmittel für das Nachmittagsprogramm von BBC Two vor. Die Sendezeiten sollen künftig mit Wiederholungen und Zweitverwertungen aus dem Programmarchiv gefüllt werden. Auch bei den digitalen Spartensendern BBC Three und BBC Four soll das Programm ausgedünnt werden, um die im Zuge der bis 2017 auf heutigem Stand eingefrorenen TV-Gebühren in Großbritannien die Sparziele zu erreichen.
Nur geringfügige Streichungen will der Trust am Budget des Hauptsenders BBC One vornehmen. Dafür soll der hochauflösende Kanal BBC HD in BBC Two HD überführt werden und künftig nicht länger ein eigenständiges Programm ausstrahlen, sondern als Simulcast die Inhalte von BBC Two je nach Verfügbarkeit in nativem HD oder in aufskalierten Fassungen zeigen. Bislang war das 2007 gestartetete BBC HD als Sammelbecken für sämtliche hochauflösenden Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt angelegt und zeigte senderübergreifend Inhalte aller vier BBC-Kanäle sowie Specials wie die 3D-Übertragung des diesjährigen Wimbledon-Finales.
Weitere Einsparungen betreffen den Bereich Sportrechte. Hier sollen die Ausgaben um 15 Prozent jährlich gedrosselt werden. Als erstes Beispiel nennt die BBC das Teilen der Übertragungsrechte für die Formel 1 mit dem privaten Pay-TV-Konkurrenten BSkyB, geringere Aufwendungen für den Einkauf fremdproduzierter Filme und Serien und das Streichen von „Unterhaltungssendungen mit geringer Relevanz“, was zunächst nicht näher präzisiert wurde. Auch der am Vormittag in Medien kolportierte Abbau von insgesamt 2 000 Arbeitsplätzen und die Schließung einzelner Niederlassungen wurde bestätigt.
BBC-Generaldirektor Mark Thompson sagte, die vorgeschlagenen Einsparungen würden „Qualität und Kreativität an erste Stelle“ setzen. Zwar werde die BBC als Konstrukt durch die Maßnahmen schrumpfen, zugeich würden vorhandene Ressourcen aber effektiver genutzt, wodurch man nach wie vor die volle Bandbreite an Angeboten für die Öffentlichkeit bereitstellen könnte. Trotz der Kürzungen stünden fast 150 Millionen Pfund jährlich für die Investition in neue Programminhalte und zukunftsträchtige Dienste und Plattformen zur Verfügung.
Als Eckpfeiler der künftigen Eigenanspruchs der BBC identifizierte das Gremium fünf Kriterien: „Der beste Journalismus der Welt“, „ambitionierte britische Comedy- und Dramaserien“, „Inspiration und Engagement für die Bereiche Wissen, Musik und Kunst“, „herausragende Angebote für Kinder“ und „Großereignisse, die Gemeinden und das ganze Land zusammenbringen“.
Noch bis zum Dezember führt der BBC Trust ein öffentliches Konsultationsverfahren durch, bei dem sich Betroffene und interessierte Kreise zu den vorgestellten Plänen (vollständiges PDF) äußern und eine Einschätzung abgeben können, ob die aufgestellten Ziele im Zuge der geplanten Maßnahmen erfüllt werden können. Nach Abschluss im Dezember soll dann zeitnah ein finales Maßnahmenpaket verabschiedet werden.
[ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com