
Die GEMA hat in einer seit 2013 laufenden Langzeitstudie untersucht, wie die Musik im deutschen Radio eingesetzt wird. Dazu wurden 139 öffentlich-rechtliche und private Radiostationen unter die Lupe genommen. Hier die Details.
Viermal so viel Programmvielfalt bei den Öffentlich-Rechtlichen
Bei vielen Sendern haben wir das Gefühl, immer dasselbe zu hören. Ein Eindruck, der nicht täuscht. In ihrer Langzeitstudie hat die GEMA festgestellt, dass pro Jahr im Radio bei den Privatsendern im Durchschnitt nur rund 2.500 verschiedene Songs laufen. Im Vergleich dazu sind es bei den Öffentlich-Rechtlichen etwa 10.000. Womit bei ihnen die Wahrscheinlichkeit, schon wieder den gleichen Titel zu hören, viermal größer ist.
Wobei man bei dieser Gegenüberstellung nicht alle Privaten über einen Kamm scheren darf. Denn es gibt auch Ausnahmen. So hat etwa Sunshine Live sein Repertoire von rund 1.500 Titel im Jahr 2013 auf annähernd 10.000 im letzten Jahr gesteigert. Aber auch R.SA, RPR 1, Antenne Thüringen und Star FM Maximum Rock! verdienen eine Erwähnung. Sie hatten 2024 rund um die 4.000 Musiktitel im Angebot. Wobei bei diesen Sendern aber seit den letzten Jahren ein leichter Rückgang in der Vielfalt festgestellt werden musste.
Aber was bedeutet das, wenn einige Sender deutlich mehr als andere spielen? Ganz klar! Es gibt auch Programmveranstalter, die mit weniger, als mit den ermittelten durchschnittlich 2.500 Titeln das Auslangen finden.
Wie werden Nischen berücksichtigt?
Die Öffentlich-Rechtlichen müssen sich oft den Vorwurf gefallen lassen, auch nur mit dem Mainstream mitzuschwimmen. Bei der Musikauswahl stimmt das laut GEMA-Studie ganz und gar nicht. Es gibt sogar Sender in Deutschland, bei denen der Anteil an Musik abseits des Mainstreams annähernd 100 Prozent erreicht. Darunter fallen Sparten wie Klassik, traditionelle Volksmusik, Jazz oder etwa Chormusik. Sparten, die ihre Berechtigung haben, aber eben doch weit entfernt vom Massengeschmack liegen.
Private Sender müssen sich über Werbung finanzieren. FDie verkauft sich aber nur gut, wenn sie möglichst viele Hörer erreichen. Alleine aus diesem Grund können sie es sich nicht leisten, zu sehr musikalische Randthemen zu bedienen. Was auch OK ist. Denn dafür gibt es die Öffentlich-Rechtlichen Sender. Sie findet man auch ausschließlich unter den Top 5 der Stationen mit dem größten Anteil an „Nischenmusik“. Wobei auffällt, dass diese nur von zwei Rundfunkanstalten kommen. Platz 1 belegt BR Heimat mit einem Anteil von rund 97 Prozent. Auf Platz 2 rangiert Bayern 2 mit ebenfalls noch deutlich über 90 Prozent. Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova rangieren bei 90 Prozent oder knapp darunter.
Spannend ist auch der Durchschnitt über alle öffentlich-rechtlichen und privaten Sender. Hier rangieren die ÖRs mit rund 28 Prozent im letzten Jahr. Bei den kommerziellen Anbietern sind es nur knapp 5 Prozent.
Wie sieht es mit den redaktionellen Musikbeiträgen aus?
Was wäre die Musik ohne Radio? Was wäre das Radio ohne Musik? Fest steht, dass beide aufeinander angewiesen sind. Etwa, weil das Radio Musik erst bekannt wird. Was aber im Radio fehlt, sind redaktionell aufbereitete Musikbeiträge. Etwa, indem über Konzerte, Künstler, musikalische Neuerscheinungen, gesprochen wird. Das macht Mühe und kostet auch Geld. Dem entsprechend wird Musik im deutschen Radio nur genutzt, um behandelte Themen „zu verpacken“. Selbst ist die Musik kaum ein Thema. So wundert es nicht, dass der Anteil solcher Inhalte im Radio bei deutlich unter 10 Prozent liegt. Spitzenreiter ist Radioeins vom rbb mit rund 6,5 Prozent. Bei radio 3 (rbb) sind es knapp unter 6 Prozent und beim drittplatzierten Deutschlandfunk Kultur nicht einmal mehr 5 Prozent. Im Gesamttrend aller bei der Studie untersuchten Sender schwankt der Anteil seit 2013 im Bereich zwischen 2 und 3 Prozent.
Deutschsprachige Musik?
Die ist im deutschen Radio definitiv eine Randerscheinung. Im Durchschnitt hat sie bei den Öffentlich-rechtlichen nur einen Anteil von etwa 10 Prozent. Das ist aber immer noch viel im Vergleich zu den Privaten. Die begnügen sich nämlich mit nur 3 Prozent.
Die GEMA-Studie hat zudem an den Tag gebracht, dass der Anteil bei den ÖRs und den Privaten seit 2013 kontinuierlich sinkt. So lag er 2013 bei den ÖRs noch bei 16 und bei den Privaten bei 10 Prozent. Die meisten deutschen Titel spielt bei den Öffentlich-Rechtlichen BR Schlager mit rund 90 Prozent. Bei den Privaten liegt der Spitzenreiter Delta Radio bei nur noch 18 Prozent.
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