Eine Analyse im Auftrag des Medienkonzerns Liberty Global hat ergeben, dass im TV-Markt ein Wachstumspotenzial von jährlich 4,8 Prozent schlummert. Zur Abschöpfung seien neue Geschäftsmodelle und Kooperationen nah am Verbraucher gefragt, hieß es.
Die fortschreitende Digitalisierung des TV- und Video-Marktes biete den Content-Anbietern die Chance, mit neuen Inhalten und Diensten wieder substanzielles Wachstum zu generieren, konstatierte der Wirtschaftsberater Booz & Company in einer am Donnerstag veröffentlichten Marktanalyse im Auftrag von Liberty Global. Aktuelle Prognosen hätten gezeigt, dass unter der Voraussetzung einer geeigneten Innovations- und Kooperationsstrategie jährliche Umsatzsteigerungsraten von bis zu 4,8 Prozent realisierbar sein. Bis 2015 sei ein Anstieg des weltweiten TV- und Video-Umsatzvolumens von momentan 15 Milliarden Euro auf 20,1 Milliarden Euro möglich.
Dazu müssten Content-Anbieter ihre bisherige Geschäftsmodelle jedoch auf die Verschiebung von einem analog geprägten TV-Umfeld hin zu einem „Digital Home-Ecosystem“ vorbereiten. Besonders erschwert wird der Strukturwandel laut der Analyse von der zunehmenden Öffnung des TV-Marktes. Dadurch könnten neue Technologien und eigentlich branchenfremde Anbieter wie etwa Internetdienstanbieter auf den TV- und Videomarkt drängen und Marktanteile abschöpfen.
Ehemalige Nischenangebote wie Video on Demand, HD-TV, Multi-Play sowie Multiscreen erreichen nach Einschätzung der Eperten mittlerweile ebenfalls den Massenmarkt und erfordern neue, innovative Verbreitungsplattformen. Um den Ansprüchen moderner TV- und Videonutzer auf ein attraktives und umfangreiches Angebot gerecht werden zu können, müssten Content-Anbieter mit innovativen Geschäftsmodelle und Kooperationen aufwarten.
Thomas Künstner, Partner und Medienexperte von Booz & Company, erklärte: „Um echte Innovationen erfolgreich im Markt zu platzieren, müssen die relevanten Player ihre Kräfte bündeln und verstärkt in neue digitale Dienste investieren“. Auf der Contentseite seien neue interaktive Formate, attraktive Pay-TV-Pakete, Video on Demand-Angebote und hochauflösende Inhalte gefragt.
Zudem veränderen sich die Verhaltensmuster der Verbraucher bei TV- und Videokonsum laut Booz fundamental. Durch das Angebot neuer Technologie gehe der Trend zum non-linearen, zeitversetzten Fernsehen, zur Interaktion bei Entertainment- und Verkaufsformaten sowie zur Nutzung von Multiscreen-Funktionen auf mobilen Endgeräten. In diesem Bereich sollten die Anbieter auf gemeinsame Standards hinarbeiten. Künstner erklärte, dass ein zu kleinteiliges Angebot verschiedenster Anbieter den Verbraucher unnötig überfordere und damit die Erfolgsaussichten des Angebots mindere.
Zu guter Letzt sprach die Analyse sich gegen kostenlose Apps mit hochwertigem Content aus. Sie seien kontraproduktiv für die Entwicklung der Geschäftsmodelle im neuen Mobile-TV-Marktsegment. [js]
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