Eine europaweit durchgeführte Studie zu Fernsehnachrichten hat untermauert, dass Zuschauer in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien höchst unterschiedlich über das Tagesgeschehen informiert werden.
Die Medien- und Sozialforscher der Institute Demos&Pi und Osservatorio di Pavia befragten im Auftrag des Versicherungskonzerns Unipol 5 000 Menschen aus den genannten Ländern über ihren Nachrichtenkonsum im Fernsehen. Eine parallel durchgeführte Inhaltsanalyse untersuchte die Verteilung von Nachrichtenthemen bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD, France 2, BBC One, Rai Uno und TVE.
Dabei zeigte sich eine deutliche Diskrepanz zwischen Sorgen und Nöten der Menschen und tatsächlicher Berichterstattung. Laut Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagsausgabe) befassten sich etwa nur 8,8 Prozent der Nachrichtenmeldungen im italienischen Fernsehen mit Wirtschaftsthemen. Gleichwohl nannten 65 Prozent die Wirtschaftskrise als Hauptsorge. In Deutschland lag der Themenanteil in der „Tagesschau“ mit 16,9 Prozent zwar relevant höher, im Gegenzug machen sich aber nur 34 Prozent der Deutschen über ihre finanzielle Situation Gedanken.
Im Lande der Mafiosi rangierte das Thema Verbrechen dagegen mit 11,9 Prozent im europäischen Vergleich weit vorne, die „Tagesschau“ widmet nur 1,5 Prozent ihrer Berichte kriminellen Delikten. In absoluten Zahlen liegt das (Miss-)Verhältnis bei 1023 (Rai Uno) zu 60 (60).
Als Begründung nannten die Forscher die Einflussnahme von Ministerpräsident Silvio Berlusconi in Italien. Verbrechen versprächen nicht nur gute Quoten, sondern seien auch politisch eher unverfänglich. Krimineller seien die Italiener nicht geworden. Die Quote der Delikte habe sich seit 2007 so gut wie nicht verändert. [ar]
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