Wie schneiden die deutschen Kabelnetz- und Telekommunikationsanbieter im internationalen Vergleich ab? Das Beratungsunternehmen Mücke, Sturm & Company hat die Angebote verschiedener Anbieter verglichen. Demnach führen die Deutschen teilweise bei Timeshift und Tunerzahl der Set-Top-Boxen, liegen jedoch bei Multiscreen-Angeboten und Navigation zurück.
In der TV Benchmarkstudie 2012 hat das Beratungsunternehmen Mücke, Sturm & Company die Angebote deutscher und interntionaler TV-Anbieter untersucht und verglichen. Berücksichtigt wurden dabei in Deutschland die Kabelnetz- und Telekommunikationsanbieter Deutsche Telekom, Vodafone, Kabel Deutschland, Unitymedia und Kabel BW. Auf europäischer Ebene wurden der Anbieter Free aus Frankreich, Virgin Media aus Großbritannien sowie Telnet aus Belgien betrachtet. Schließlich wurden in den USA noch die Kabelnetz- und Telekommunikationsanbieter AT&T, Verizon und Comcast berücksichtigt.
Untersucht wurden etwa Ausstattung, Funktionsumfang und Bedienung der Set-Top-Boxen, welche die einzelnen Anbieter im Angebot haben. Die Untersuchung wurde dabei in drei Kategorien durchgeführt. So wurden Hardware-Spezifikationen, Inhalteangebot und Navigation bewertet. Das Ergebnis der Betrachtung zeigt dabei, dass die Set-Top-Boxen der europäischen Anbieter in den Bereichen Tuneranzahl, Timeshift und Festplattenspeicher führend sind.
Die größte Festplatte bietet demnach die von Virgin Media angebotene Set-Top-Box von Tivo mit einem Speicherplatz von 1 Terabyte. Im Bereich Tuner ist Kabel Deutschland mit insgesamt viert Tunern in seiner Set-Top-Box führend. Bei der Timeshift-Dauer sind mit Unitymedia und Kabel Deutschland ebenfalls zwei deutsche Anbieter führend. Dank einer Speicherkapazität von 120 Minuten können die Boxen beider Anbieter ganze Filme in den Speicher laden. In der Regel bewegt sich die Timeshift-Dauer in Deutschland zwischen 90 und 120 Minuten und damit über dem amerikanischen Niveau.
Amerikanische Anbieter sind hingegen führend bei so genannten Multiscreen-Angeboten, mit denen sich Inhalte auch auf andere Geräte übertragen lassen. Jeder der US-Anbieter bietet seinen Kunden demnach die Möglichkeit, innerhalb des Heimnetzwerks mit mehreren Receivern auf den Digital Video Recorder (DVR) zuzugreifen. Vor allem der Anbieter AT&T ist in diesem Bereich führend, da dieser Zugriff mit bis zu acht Receivern auf die Inhalte des DVR ermöglicht.
Bei den meisten Anbietern fungiert die Set-Top-Box dabei lediglich als Medium zur Wiedergabe von linearen und nichtlinearen Inhalten. Nur Virgin Media wählte einen etwas anderen Ansatz, der das Konsumverhalten des Nutzers mit berücksichtigt. So soll ein spezieller Algorithmus der Tivo-Box das Fernsehverhalten des Nutzers registrieren und diesen darauf basierend auf bestimmte Inhalte aufmerksam machen. Zusätzlich bietet die Box eine Funktion, mit deren Hilfe die Aufnahme aller Folgen einer bestimmten Serie koordiniert werden kann. Dabei wird erfasst, ob es sich bei den gerade ausgestrahlten Folgen um Wiederholungen oder Neuausstrahlungen handelt. Zudem erkennt die Box, wenn sich die Sendezeiten der Serien ändern und programmiert sich gegebenenfalls automatisch um.
Auch bei der Plattformnavigation zwischen den verschiedenen linearen und nichtlinearen Angeboten wie Video-on-Demand haben die deutschen Anbieter noch Nachholbedarf. So besteht in den meisten Fällen für jeden Bereich eine eigene Such- und Browse-Funktion. Lediglich die Telekom stellt hier bei den deutschen Anbietern eine Ausnahme dar. [ps]
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