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WDR und MDR erfüllen ihren öffentlich-rechtlichen Programmauftrag nicht in vollem Umfang – zu diesem Ergebnis kam eine aktuelle Studie, die sich mit der Programmstruktur der Dritten Programme der ARD auseinandergesetzt hat. Der WDR hat die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurückgewiesen.
Sie gehören zu den reichweitenstärksten Sendern Deutschlands mit hohem Marktanteil – doch was bieten sie den Zuschauern? Die Otto Brenner Stiftung hat sich in einer nun vorgelegten Untersuchung der Programmstruktur der Dritten Programme der ARD gewidmet. Unter dem Tiel „Information oder Unterhaltung?“ wurde untersucht, inwiefern Programmauftrag und Programmrealität einander entsprechen.
Nachdem sich das Institut 2012/2013 dem SWR und NDR widmete, standen nun MDR und WDR im Zentrum der Untersuchung. Auch in der aktuellen Studie ließen die Ergebnisse Zweifel aufkommen, dass die Dritten Programme ihren öffentlich-rechtlichen Programmauftrag in vollem Umfang erfüllen können. Dies hatte schon die erste Untersuchung 2013 ergeben. „Mit unseren Analysen wollen wir auf die Lücke zwischen Programmauftrag und Programmrealität hinweisen“, erklärte Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung, in einer Pressemitteilung am Montag.
Einen wesentlichen Anteil am Programm von WDR und MDR besteht dabei in Wiederholungen, ohne die der Sendebetrieb beider Kanäle nicht aufrechterhalten werden könnte, heißt es im Vorwort der Studie.
Der Anteil von Informationssendungen, den die Sender selbst mit 70 Prozent angeben, sehen die Wissenschaftler nicht umgesetzt: „Selbst wenn man Ratgebersendungen berücksichtigt, liegt er beim WDR nur bei rund 50 Prozent, der MDR kommt lediglich auf 37 Prozent“, so Prof. Dr. Joachim Trebbe, einer der Verfasser der Studie. Der Schwerpunkt der Informationssendungen liegt dabei auf weichen Themen: Prominenz, Stars und Sternchensowie Verbrechen und Unfälle. Die in der ersten Studieaufgestellte These von der „Boulevardisierung der Dritten“ wurde damit auch in deraktuellen Untersuchung bestätigt. So hat „Human-Touch-Berichterstattungin den dritten Programmen inzwischen ein ähnliches Ausmaß wie bei derprivaten Konkurrenz erreicht“, heißt es in der Studie.
Konventionelle Unterhaltung in Form fiktionaler Unterhaltung spielt nureine untergeordnete Rollen bei beiden Sendern. Dabei zeigte sich, dass der MDR mit Abstand am stärksten unterhaltungsorientiert ausgerichtet ist. Die besondere Stärke des WDR liege dagegen in seiner lokalen Ausrichtung: Im Gegensatz zum MDR, zu dessen Sendegebiet mehrere Bundesländer zählen, sei dieser nur auf ein Bundesland ausgerichtet.
Als Reaktion auf die Studie hat der WDR am Montag die Vorwürfe zurückgewiesen, dem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag nicht in vollem Umfang zu erfüllen. Der Sender sieht in der Studie keinen Beleg für diese These: Information, Bildung und Unterhaltung, die im Programmauftrag des Senders enthalten sind, würde der WDR mit seinem Programm entsprechen.
Der in der Studie angekreidete hohe Anteil an Wiederholungen hält der Sender bei allen Vollprogrammmen für einen notwenigen Programmanteil: „Wiederholungen sind programmwirtschaftlich und gerade im Hinblick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit den Rundfunkbeiträgen geboten und werden von Zuschauern vielfach als Service wahrgenommen“, heißt es in der Pressemitteilung des Senders.
Auch den Trend zu Human-Touch-Themen sieht der Sender nicht gegeben, da entsprechende Vergleichsdaten aus früheren Jahren fehlen würden. Zudem spricht sich der WDR gegen den in der Studie festgehaltenen Anteil an Informationssendungen in seinem Programm aus. Zusammen mit den Wiederholungen und Übernahmen anderer dritter Programme der ARDsowie den Erstausstrahlungen würde ein 70-Prozent-Anteil erzielt. Außerdem verwies der Sender in der Pressemitteilung auf seine 2016 anstehende Programmreform, bei der unter anderem die lokalen Sendungen ausgebaut werden sollen. [kw]
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