Ob Zeitung, Fernsehen, Radio oder Internet – Nachrichten bekommt man heute rund um die Uhr. Doch die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht mehr an eine unabhängige Berichterstattung der Medien.
Die Mehrzahl der Menschen in Deutschland hält Nachrichtenmedien laut einer Studie für gelenkt und für Stützen des Establishments. Das zeigt eine am Montag in München veröffentlichte repräsentative Umfrage des Instituts TNS Emnid für die Medienforschung des Bayerischen Rundfunks. Demnach denken sechs von zehn Befragten, dass auf Nachrichtenmedien Einfluss genommen werde, worüber oder auf welche Art sie berichten sollen. Nur gut ein Drittel der Befragten (34 Prozent) hält die Berichterstattung der deutschen Nachrichtenmedien für wirklich unabhängig. „Als Handelnde im Hintergrund gelten insbesondere Politik (Regierung und Parteien) und Wirtschaft (Lobbyismus und Druck von Werbekunden)“, heißt es.
Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gab außerdem an, aus ihrer Sicht kontrollierten die „Mächtigen“ im Land – also Staat, Regierung, Wirtschaft, einflussreiche Personen und Interessengruppen – die Nachrichtenmedien. Eine gesellschaftliche Kontrollfunktion im Sinne einer vierten Gewalt wird der Erhebung zufolge am ehesten Wochenzeitungen und Nachrichtenmagazinen, öffentlich-rechtlichem Fernsehen und Tageszeitungen zugestanden.
Die Studie spricht im Fazit von einem allgemeinen „Unbehagen gegenüber Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Eliten, das sich im Zuge der Krisen der vergangenen Jahre nun auch offensiv manifestiert“. Dieses Unbehagen erfasse auch die Medien, weil sie als „Teil des Systems“ wahrgenommen würden. „Der Eindruck, dass die Medien das Establishment stützen oder gar von ihm gelenkt werden, gibt diesem Dilemma weitere Nahrung.“ Darüber hinaus würden Medien in Mithaftung genommen für die Inhalte, die sie übermitteln.
Vor diesem Hintergrund sei auch die hohe Zustimmung zu der Einschätzung zu werten, dass in den Medien häufig absichtlich die Unwahrheit gesagt werde. So gab nicht einmal die Hälfte der Befragten an (49 Prozent), dass Medien Sachverhalte so wiedergeben würden, wie sie wirklich sind.
Zu den größten Defiziten der Nachrichtenmedien zähle, dass aus Sicht der Befragten zu viel über Probleme und zu wenig über Lösungen berichtet wird – 76 Prozent entschieden sich für die Antwort „trifft völlig/eher zu“. Außerdem vereinfachten Medien Sachverhalte zu sehr und verbreiteten so Vorurteile (66 Prozent). Und sie gingen zu wenig auf Folgen der Entscheidungen von Politikern und Wirtschaftsführern für die Menschen ein (61 Prozent). Darüber hinaus geht eine Mehrheit (60 Prozent) der Befragten davon aus, dass Medien berechtigte Meinungen ausblendeten, die sie für unerwünscht hielten. [dpa/fs]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com