Deutschland ist auch hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Medien gespalten. Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass die Kluft zwischen denen wächst, die großes Vertrauen in die Medien setzen, und denen die Misstrauen hegen.
Beim Thema Glaubwürdigkeit der Medien sind die Menschen in Deutschland zunehmend geteilter Meinung: Einerseits hat das Misstrauen einer Umfrage zufolge deutlich zugenommen, andererseits ist auch die Gruppe derjenigen gewachsen, die den Medien grundsätzlich vertraut. „Wir beobachten in der Haltung gegenüber den Medien zurzeit eine Schärfung der Fronten“, sagte der Journalistik-Professor Tanjev Schultz von der Universität Mainz, die die Studie durchgeführt hat, der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausgabe 5/2017).
In der repräsentativen Studie des Instituts Ifak im Auftrag der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz gaben Ende vergangenen Jahres 24 Prozent der Befragten an, den Medien eher nicht oder überhaupt nicht zu vertrauen. Nach Daten aus dem Jahr 2008, die die „Zeit“ zum Vergleich zitiert, waren es damals nur 9 Prozent. Auf der anderen Seite gaben 40 Prozent der Befragten an, den Medien eher oder sogar voll und ganz zu vertrauen. Das waren 2008 nur 29 Prozent.
Schultz‘ Kollege Oliver Quiring sagte der „Zeit“: Die höhere Zahl der Menschen, die sich hinter die etablierten Medien stellt, könne man angesichts von bösartigen Vorwürfen wie „Lügenpresse“ als Statement verstehen. „Vielleicht wird einigen Bürgern jetzt auch stärker bewusst, was man im Vergleich zu anderen Staaten an den Medien und der Pressefreiheit in Deutschland hat“, sagte der Kommunikationswissenschaftler aus Mainz.
Schultz und Quiring fordern die Medien dazu auf, transparenter zu werden und besser zu erklären, wie sie arbeiten – das wüssten viele Menschen nämlich nicht. Selbst manche Journalistik-Studenten in Mainz hätten zu Beginn des Studiums nur wenig Ahnung davon, sagte Schultz.
Außerdem warnen die Mainzer Medienwissenschaftler davor, die Bedeutung sozialer Medien zu überschätzen. Laut der Mainzer Umfrage nutzt nur eine kleine Minderheit der Deutschen Facebook oder Twitter für politische Meinungsäußerungen, mehr als 90 Prozent mache das selten oder nie. „Heute besteht die Gefahr, dass die Lauten, die Aggressiven, die Penetranten und Impertinenten den Diskurs bestimmen“, warnt Quiring, der auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ist. [dpa/kw]
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