Streaming-Plattformen wie Netflix oder Prime Video ziehen immer mehr Zuschauer an. Bisher hatten die „klassischen“ Fernsehsender kaum auf den Trend reagiert. Doch es ist allerhöchste Zeit aus der Lethargie zu erwachen. Die Umsetzung einiger geplanter Konzepte wird jetzt intensiviert.
Aufwendig inszenierte Eigenproduktionen der Streaming-Plattformen sind schon lange keine Seltenheit mehr. Und sie funktionieren. Erst kürzlich feierte das Amazon-Original „Tom Clancy’s Jack Ryan“ einen furiosen Einstand mit einer Reichweite von ca. 5,09 Millionen Zuschauern – allein in der ersten Woche. Laut dem „Horizont“ erreichen Netflix und Amazon Prime zusammen mittlerweile fast 14 Millionen Menschen in Deutschland. 2017 bezog bereits jeder fünfte deutsche Haushalt einen kostenpflichtigen Videodienst. Die hohen Zuschauerzahlen lassen sich vor allen Dingen mit dem Wunsch der Konsumenten erklären, Medien zeit- und ortsunabhängig nutzen zu können. Amazon und Netflix werden weiterhin nicht von hohen Investitionen und teuren Produktionen zurückschrecken – auch weil der Eintritt von Disney in den Video-On-Demand-Markt kurz bevorsteht.
In diesem Kontext wird immer wieder der Untergang des „klassischen“ Fernsehen beschworen. Den betroffenen Sender sind Entwicklungen und Aussagen dieser Art natürlich, gerade im Hinblick auf ihre Werbekunden, ein Dorn im Auge. Allerdings hatte sich bisher wenig getan was vermuten ließe, dass man sich an den Trend langfristig anpassen wolle. Nur der Pay-TV Sender Sky hat mit Sky Q eine große Plattform geschaffen, die mehrere VoD Angebote im Petto hat und sogar mit Eigenproduktionen, wie dem erfolgreichen „Babylon Berlin“, aufwartete.
Seit kurzem werden jedoch auch die Bestrebungen der Mediengruppen RTL und Pro Sieben Sat1 konkreter, auf die neuen Sehgewohnheiten zu reagieren. RTL übt sich weiterhin emsig an dem Ausbau seiner TV-Now Angebote. Gleichzeitig werkelt man bei Pro7 an einer Plattform, die 7TV, Maxdome und den Eurosport Player umschließt. Kooperationen mit externen Partnern sollen das Angebot veredeln.
Weiterhin im Raum steht der Elefant einer riesigen, gemeinschaftlichen Plattform der größten TV-Sender. Ob bei einem solchen Projekt allerdings das Kartellamt die Füße stillhalten würde, ist mehr als fraglich. [ds]
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