Der Vorwurf, Spotify toleriere falsche Informationen zum Coronavirus auf seiner Podcast-Plattform, brachte den Musikstreaming-Riesen zuletzt in die Kritik. Ob dies dem Geschäft schaden werde, könne man noch nicht einschätzen, sagt Gründer und Chef Daniel Ek.
Der Musikstreaming-Marktführer Spotify hat inmitten der Kontroverse um Corona-Informationen auf seiner Podcast-Plattform die Erwartungen mit der Prognose für das laufende Quartal verfehlt. Die Aktie fiel in einer ersten Reaktion am Mittwoch zunächst um mehr als 17 Prozent, zum vorbörslichen Handel am Donnerstag beruhigten sich die Anleger etwas und das Minus flachte auf gut 8 Prozent ab.
Spotify rechnet zum Ende des ersten Quartals mit 418 Millionen monatlich aktiven Nutzern, von denen 183 Millionen zahlende Abo-Kunden sein sollen. Analysten hatten mit mehr gerechnet. Der Dienst verwies auf die starke Entwicklung im vergangenen Quartal, mit der ein Teil der erwarteten Zuwächse früher eingetreten sei.
Crosby, Stills, Nash und Young verlassen Spotify
Spotify stand zuletzt in Negativ-Schlagzeilen, nachdem Musiker wie Neil Young und Joni Mitchell aus Protest ihre Songs von dem Streaming-Dienst entfernen ließen. Sie werfen Spotify vor, in Podcasts Falschinformationen über das Coronavirus zu tolerieren und damit Menschenleben zu gefährden. Sie verweisen dabei vor allem auf den populären Talk-Podcast von Joe Rogan, der nach einem Exklusiv-Deal nur noch bei Spotify zu hören ist. Der Streaming-Dienst lockte Rogan Medienberichten zufolge mit 100 Millionen Dollar (88,5 Mio Euro) an. Nach ihrem ehemaligen Bandmitglied Neil Young verlassen übrigens auch die Musiker David Crosby, Graham Nash and Stephen Stills den Streaminganbieter Spotify.
Nach der Kritik will Spotify Beiträge zu Covid-19 mit einem Hinweis versehen, der zu wissenschaftlich fundierten Informationen aus verlässlichen Quellen führt. Keine andere Podcast-Plattform gehe soweit, betonte Gründer und Chef Daniel Ek in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Künstler boykottieren Streamingdienst
Es sei noch zu früh, mögliche Auswirkungen der Kontroverse und des Künstler-Boykotts auf das Spotify-Geschäft einzuschätzen, sagte Ek. Er habe aber ein gutes Gefühl angesichts der ergriffenen Maßnahmen. Spotify wolle eine Balance zwischen der Redefreiheit der Podcaster und der Sicherheit der Nutzer finden.
Ek sieht für Spotify das Potenzial, die Marke von einer Milliarde Nutzer zu erreichen. Im vergangenen Vierteljahr stieg die Zahl der Abo-Kunden bei Spotify binnen drei Monaten von 172 auf 180 Millionen. Die Nutzerzahl insgesamt wuchs von 381 auf 406 Millionen.
Der Umsatz sprang im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 24 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro hoch. Neben Abo-Erlösen trug Werbung verstärkt dazu bei – auch dank des Podcast-Geschäfts, das Ek über Jahre mit hohen Investitionen ausgebaut hatte. Unterm Strich sank der Quartalsverlust auf 39 Millionen Euro von 125 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
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