Madrid – Ein Schuldenstand von über vier Milliarden Euro drückt die spanische Prisa-Gruppe. Ein Grund, nach einem Käufer für die Pay-TV-Plattform Digital+ Ausschau zu halten.
Nach Angaben des Prisa-Vorstandsvorsitzenden Juan Luis Cebrián besteht trotz Verbindlichkeiten von 4,7 Milliarden Euro kein Grund zur Besorgnis, denn man verfüge über genügend anerkannte „Aktiva“. Für eines der „Aktiva“, nämlich die profitable Pay-TV-Plattform Digital+, holte die Gruppe in den vergangenen Wochen schon einmal nicht bindende Angebote ein.
Darüber berichtet die Süddeutsche Zeitung (Dienstagausgabe). Die Offerten hätten sich im Rahmen der Preisvorstellungen bewegt, die man gehabt habe, sagt Cebrián. Ob man letztlich verkaufe, sei nicht entschieden, fügte er hinzu. „Wie hoch der Preis sein müsste, damit der Zuschlag erfolgt, hat Cebrián offen gelassen. Aus dem Verkauf anderer Pay-TV-Kanäle in Europa könnte man einen Preis von 3,85 Milliarden Euro ableiten“, schreibt die SZ.
Zu den Interessenten zählten neben Rupert Murdoch und Mediaset die Telekom-Konzerne Telefónica, Ono, Vivendi und France Telekom. Der umtriebige Rupert Murdoch ist ja ohnehin im Bezahlfernsehen aktiv: In Großbritannien kontrolliert er BSkyB, in Italien Sky Italia und in Deutschland hat er sich in diesem Jahr mit gut 25 Prozent an Premiere beteiligt. „Auch der mexikanische Multimilliardär Carlos Slim hat sich offenbar erkundigt. Sollte sich ein Kaufpreis von drei Milliarden ergeben, so dürfte Prisa aus dem Gröbsten heraus sein“, schreibt das in München erscheinende Blatt.
Ein Schuldenstand von zwei Milliarden Euro wäre für Prisa „bequem tragbar“, meint Virginia Pérez, Analystin beim Finanzkonzern ACF. Der Löwenanteil der Schulden Prisas resultiere einerseits aus der Expansion im Ausland, andererseits aus der Notwendigkeit, Ende vergangenen Jahres 100 Prozent des Aktienbesitzes von Sogecable zu übernehmen.
In dieser Firma – so die Süddeutsche Zeitung – sind sämtliche TV-Aktivitäten Prisas gebündelt – also Pay-TV (Digital+) und Free-TV (Cuatro). Der Aktienpreis ist dramatisch gesunken, im laufenden Jahr um 61 Prozent – wegen der Krise, und weil auf dem Rechtemarkt in Spanien wieder ein Fußball-Krieg herrscht. [mg]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com