Die Sanierung des Elektronik-Riesen Sony wird wohl noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Im ersten Geschäftsquartal, das für Sony am 30. Juni zu Ende ging, schrieb der Konzern wieder tiefrote Zahlen. Besonders die TV-Sparte macht weiter Probleme. Die Reformen des neuen Chefs Kazuo Hirai müssen erst noch greifen.
Für Sony ist noch kein Ende der Krise in Sicht: Der japanische Elektronik-Riese hat erneut einen hohen Verlust verbucht und den Ausblick kassiert. Dem einst glorreichen Konzern machen die schwächelnde globale Nachfrage vor allem im kriselnden TV-Geschäft und der starke Yen zu schaffen. In dem bis Ende März laufenden Geschäftsjahr erwartet Sony nun einen Nettogewinn von 20 Milliarden Yen (derzeit 208 Millionen Euro), ein Drittel weniger als noch im Mai angekündigt. Die Umsatzprognose kappte der seit Jahren defizitäre Konzern am Donnerstag von 7,4 auf 6,8 Billionen Yen (70 Milliarden Euro).
In dem Ende Juni abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal verzeichnete das Unternehmen einen Nettoverlust von 24,6 Milliarden Yen (255 Millionen Euro), fast 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg leicht auf 1,515 Billionen Yen (15,8 Milliarden Euro). Das Plus geht vor allem auf die Integration des Smartphone-Geschäfts zurück, das der Konzern im Februar aus einem Joint Venture mit Ericsson komplett übernommen hatte.
Im abgelaufenen Quartal verbuchte die neue Sparte für mobile Produkte und Computer ein Minus von 28,1 Milliarden Yen (292 Millionen Euro), was der Konzern auf die Restrukturierungskosten sowie den schwächelnden Computerabsatz zurückführte. Die wichtige Sparte für Fernsehen, Audio und Video verkleinerte ihr Minus auf 10 Milliarden Yen (104 Millionen Euro), allerdings schrumpfte der Absatz von LCD-Geräten um gut ein Drittel auf 3,6 Millionen Stück.
Probleme bereitete auch die Spielesparte: Der Verkauf der in die Jahre gekommenen Konsolen Playstation 3 und Playstation Portable schwächelte, die neue Playstation Vita konnte das nicht wettmachen. Hoffnung machte dagegen die Kamera- und Camcorder-Sparte: Dank wachsender Nachfrage stieg der Umsatz auf 193,8 Milliarden Yen (2 Milliarden Euro), der operative Gewinn betrug 131 Millionen Euro.
Sony ist in einer tiefen Krise. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte der Konzern den schlimmsten Verlust in der Firmengeschichte verbucht. Konzernchef Kazuo Hirai kündigte einen harten Sanierungskurs und die Streichung von 10 000 Stellen an, rund sechs Prozent der Belegschaft.
In etlichen Sparten hat Sony seine Prognosen vom Mai gesenkt. Besonders deutlich macht sich das bei den LCD-Fernsehern bemerkbar, hier peilt der Konzern in einem schwierigen Marktumfeld einen Absatz von nur noch 15,5 Millionen Geräten an (Mai: 17,5 Millionen). Auch bei den Fotokameras sind die Erwartungen fürs laufende Geschäftsjahr mit 18 Millionen Geräten deutlich niedriger (Mai: 21 Millionen). Optimistisch ist Sony dagegen für sein Smartphone-Geschäft, der Konzern will 34 Millionen Geräte verkaufen (Mai: 33,3 Millionen).
Sony, größter japanischer Exporteur von Unterhaltungselektronik, hat derzeit mehrere Großbaustellen. Das einst so innovative Unternehmen, das die Branche jahrelang dominierte, hat gegenüber agilen Wettbewerbern wie Apple und Samsung massiv an Boden verloren, zusätzlich machen ihm die wirtschaftliche Unsicherheit und der starke Yen zu schaffen. Konzernchef Hirai will unter der Devise „One Sony, One Management“ die Entscheidungsprozesse beschleunigen, um mehr innovative Produkte herauszubringen. Im Zentrum der Strategie stehen Digital Imaging, Spiele und mobile Geräte. [dpa/ps]
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