Der gigantische Datendiebstahl bei Sony schreckt deutsche Online-Nutzer kaum vom Einkauf im Internet ab. Nur 4 Prozent wollen als Konsequenz aus dem Vorfall gänzlich auf Einkäufe im Netz verzichten werden.
84 Prozent antworteten bei der Auftragsuntersuchung der Nachrichtenagentur mit einem klaren Nein auf die Frage, ob sie künftig gänzlich auf Online-Shopping verzichten wollten. Allerdings sagte in der repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov nahezu jeder Vierte (23 Prozent), dass er sich jetzt deutlich unsicherer bei der Nutzung von Online-Diensten fühle. 39 Prozent fühlen sich „etwas“ weniger sicher. Bei Frauen waren die Anteile höher als bei Männern.
Unbekannte Angreifer hatten bei Sony die Daten zu möglicherweise mehr als 100 Millionen Nutzerkonten gestohlen, darunter könnten auch Kreditkarten- und Bankkonten-Informationen aus Deutschland sein (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Gut jeder Fünfte (21 Prozent) kündigte in einer weiteren Frage allerdings auch an, nach dem Datenklau die Einkäufe im Internet einzuschränken. 61 Prozent wollen dies nicht tun. In der Pflicht, für mehr Sicherheit zu sorgen, sahen mehr als 94 Prozent der Befragten die Betreiber der Online-Dienste, 73 Prozent erwarten dies auch von der Regierung. YouGov befragte für die Erhebung 1 020 Personen im Alter über 16 Jahren.
Sony lenkt unterdessen den Verdacht auf die Hacker-Gruppe Anonymous. Die Angreifer hätten auf den Servern ein Dokument mit dem Titel „Anonymous“ hinterlassen, mit dem Text „Wir sind Legion“, berichtete der japanische Konzern in einer Antwort auf Fragen von US-Abgeordneten. Die Hacker-Gruppe hatte bereits vor zehn Tagen eine Beteiligung an dem Einbruch zurückgewiesen. Sie schloss dabei jedoch nicht aus, dass einzelne Mitglieder der lose aufgebauten Vereinigung auf eigene Faust agiert haben könnten.
Sony verwies in dem in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten Brief darauf, dass Anonymous schon vorher versucht habe, dem Konzern das Leben mit sogenannten DDOS-Attacken (Distributed Denial of Service) schwer zu machen. Bei diesen Angriffen werden Server mit einer Masse von Anfragen überflutet, bis sie in die Knie gehen.
Die Anonymous-Gruppe war vor einigen Monaten mit DDOS-Attacken gegen große Unternehmen in die Schlagzeilen gekommen. Damals griffen die Online-Aktivisten Finanzfirmen und Internetdienstleister an, die ihre Geschäftsbeziehungen zur Enthüllungsplattform Wikileaks aufgekündigt hatten.
Sony hatte sich den Zorn von Anonymous mit der Klage gegen einen Playstation-Hacker zugezogen. Der junge Mann, der schon Apples iPhone gehackt hatte, knackte den Schutzmechanismus der Konsole, so dass auf ihr kopierte und selbstgemachte Spiele laufen konnten. Die Anleitung dazu veröffentlichte er im Internet. Nach der Klage einigten sich der Konzern und der Hacker außergerichtlich. Er musste versprechen, die Knack-Software nicht mehr zu vertreiben und schrieb daraufhin in einem Blog, er schließe sich einem Boykott von Sony-Produkten an.
Konkrete Verdächtige in Sachen Datendiebstahl seien bisher nicht ausgemacht worden, räumte Sony in dem Brief an die US-Abgeordneten ein. [Andrej Sokolow/ar]
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