Soll der Rundfunkbeitrag auch an private Anbieter fließen?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der Gastgeber der Medientage München, Siegfried Schneider, hat eine Reform des Rundfunkbeitrags zugunsten privater Anbieter vorgeschlagen.

„Ein Teil der jährlichen Einnahmen könnte ja ausgeschrieben werden, zum Beispiel für die Produktion eines politischen Magazins. Darauf könnten sich dann private ebenso wie öffentlich-rechtliche Medien bewerben“, sagte Schneider der Deutschen Presse-Agentur. Schließlich seien auch private TV-Sender dem Gemeinwohl verpflichtet, und viele junge Menschen schauten klassisches Fernsehen bei den Privaten.
 
„Es geht um die Definition der Grundversorgung“, sagte Schneider. „In der Primetime gleichen sich Öffentlich-Rechtliche und Private immer mehr an.“ Im Hörfunk seien viele öffentlich-rechtliche Angebote nicht von privaten zu unterscheiden. „Zu fragen ist: Wie viele Mainstream-Radiowellen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind notwendig?“

Schneider ist Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und derzeit Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten in Deutschland. An diesem Dienstag (24.10.) eröffnet er die Medientage München. Auf den Podien geht es bis Donnerstag vor allem um die Folgen technologischer Entwicklungen. Künstliche Intelligenz und lernende Maschinen eröffnen den Medien neue Chancen, bedrohen aber auch deren Glaubwürdigkeit. Das Motto des dreitägigen Treffens lautet daher: „Media, Trust, Machines – Vertrauen in der neuen Mediengesellschaft“.
 
Digitale Sprachassistenten wie Alexa von Amazon setzen zum Beispiel die Radiosender zunehmend unter Druck. „Das hat gravierende Auswirkungen“, sagte Schneider. „Gerade für kleinere Lokalsender wird es immer schwieriger. Es gibt noch zu wenige, die eigene Skills produzieren, die von Alexa auch wahrgenommen werden können.“ Ein Ziel der Medientage sei es, den Sendern bewusst zu machen: „Je schneller man bei Alexa und anderen Sprachassistenten vorkommt, desto größer ist die Chance, dass man auch langfristig wahrgenommen wird.“
 
Das Branchentreffen mit mehr als 400 Referenten und bis zu 6000 Besuchern ist deutlich internationaler ausgerichtet als früher. Zahlreiche Vertreter von Internetgiganten und Medien aus den USA berichten im Internationalen Congress Center über neue Trends. Nicht immer geht der Trend ins Digitale. In der Werbewirtschaft ist zum Teil eine Rückbesinnung aufs Fernsehen zu beobachten. Ist digitale Werbung weniger wirksam? Diese Frage wird unter dem Titel „Das Ende eines großen Hypes: Digital second?“ diskutiert. [dpa]

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19 Kommentare im Forum
  1. Wer über die Antenne verschlüsselt, gehört nicht zur Grundversorgung und hat keinerlei Anspruch auf Subventionen durch Steuergelder. Nach der neuesten Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes ist relativ offensichtlich, dass es sich beim Rundfunkbeitrag um eine Steuer handelt, denn es wird mit staatlicher Gewalt Geld eingetrieben, ohne dass dies von einer Gegenleistung abhängig wäre. Der Europäische Gerichtshof wird zu prüfen haben, ob es sich bei dieser "Steuer" um eine unzulässige Subvention handelt. Quelle: Neue Juristische Wochenschrift, aktuelle Ausgabe.
  2. Das einzige, was ich mir vorstellen könnte, wäre eine Bezahlung für Drittsendezeiten, die dann durch die ÖR befüllt werden dürfen.
  3. Um Gottes Willen! Wer kommt denn auf solch hinrissige Ideen? Ich bezahle meinen Rundfunkbeitrag um den Mist von RTL & Co. nicht sehen zu müssen. Die sollen bitte ihr "Qualitätsfernsehen" selbst finanzieren, aber nicht mit meinem Rundfunkbeitrag.
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