Am Dienstag entscheidet die DFL über die Medienrechte für die Fußball-Bundesliga – und hofft auf Einnahmen in Höhe von rund zwei Milliarden Euro für vier Jahre. Gleichzeitig soll das Risiko möglichst gering sein. Kirch-Pleite, Arena-Aus und Sirius-Debakel klingen den Verantwortlichen als Warnglocken aus den zurückliegenden Jahren in den Ohren.
Die Fußball-Bundesliga will mehr Geld, aber auch eine möglichst hohe Sicherheit – unter dieser Prämisse entscheiden die 36 Profivereine an diesem Dienstag (17. April), dem „Tag der Entscheidung“, in einem Hotel am Frankfurter Flughafen über die neuen Medien-Verträge. Zwei Milliarden Euro mit möglichst wenig Risiko lautet die interne Zielsetzung für die vier Spielzeiten von 2013/14 an. Die Vorlage liefert der neunköpfige Ligavorstand mit Präsident Reinhard Rauball.
Die Pressekonferenz im Anschluss an die außerordentliche Mitgliederversammlung der Vereine und Kapitalgesellschaften des Ligaverbandes wird gegen Mittag live im Internet auf www.bundesliga.de übertragen. Rauball und der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, Christian Seifert, geben die Ergebnisse bekannt. Der genaue Beginn der Live-Übertragung ist vom Ende der Mitgliederversammlung abhängig. Bei der letzten Ausschreibung vor vier Jahren hatte der Server allerdings dem Ansturm der Interessenten nicht standhalten können.
„Es geht sicher nicht nur um die Höhe der Erlöse“, lautete die Maßgabe von Christian Seifert. Der Vorsitzende der Geschäftsführung zieht bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Fäden. Gemeinsam mit seinem DFL-Kollegen Jörg Daubitzer und einigen Juristen hat Seifert seit Ablauf der zweiten Bieterrunde am Donnerstag die Angebote der 15 Interessenten für die audiovisuellen Medienrechte gesichtet und gewichtet. Eine eigens für die DFL entwickelte Software errechnet die lukrativste Zusammenstellung.Mehr Wettbewerb – aber zögerliche Bieter
Die Clubs könnten erwarten, dass auch diesmal „mehr dabei rumkommt“, kündigte Seifert ungewohnt salopp an. Zugleich soll mit der Entscheidung über das komplizierte Konstrukt aus 19 Paketen und 6 Paketbündeln verhindert werden, dass es anschließend ein Desaster wie bei der Kirch-Pleite 2002 gibt. Oder Probleme wie bei dem nur einjährigen Pay-TV-Gastspiel von Arena 2006/2007. Oder eine teure Panne wie bei dem geplatzten Drei-Milliarden-Euro-Deal mit Sirius 2007/2008, den das Kartellamt verhinderte.
Den meisten Bundesliga-Vertretern geht es wie den Fans: Ihnen wäre es am liebsten, wenn es möglichst wenig Änderungen gäbe – die ARD also weiter die Zusammenfassung im frei empfangbaren Fernsehen zeigen dürfte und Sky die Pay-TV-Rechte erhielte. Von diesen beiden Sendern stammen derzeit rund 85 Prozent des noch laufenden Vierjahresvertrages mit einem Gesamtvolumen von 1,65 Milliarden Euro.
„Wir wollen mehr Wettbewerb“, begründete Seifert das auf den ersten Blick unübersichtliche Angebot mit verschiedenen Paketen und zwei unterschiedlichen Szenarien. Vor allem die ARD sollte mit der Möglichkeit einer „Internet-Sportschau“ unter Druck gesetzt werden. Doch anfangs forschen Aussagen wie von Yahoo-Chef Heiko Genzlinger folgte dessen Erkenntnis, dass die Rechte im weltweiten Netz nicht zu refinanzieren und damit „für uns zu teuer“ seien. Ähnliche Erkenntnisse hatten zuvor die privaten TV-Sender RTL und Sat.1 gesammelt.Dauerthema: Die Telekom und die Staatsferne
Die „Bild“-Zeitung will unterdessen erfahren haben, dass der Poker um die Vergabe der Pay-TV-Rechte bereits entschieden ist. Der Vorstand des Liga-Verbands werde bei der entscheidenden Abstimmung am Dienstagvormittag an die Vertreter der 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga die Empfehlung aussprechen, die Rechte weiterhin an Sky zu vergeben, spekulierte das Blatt in einer am Montagabend veröffentlichten Online-Meldung ohne Angabe von Quellen.
Update 21.34 Uhr: Information zu „Bild“-Meldung ergänzt
[Michael Rossmann/Peter Hübner]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com