
Ein schwer kalkulierbares Werbegeschäft, hohe Investitionen, Personalwechsel im Vorstand – der Medienkonzern ProSiebenSat.1 durchlebt eine stürmische Zeit. Nächstes Jahr soll es besser werden.
Weniger Umsatz, weniger Gewinn: Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 kämpft mit sinkenden Erlösen im Werbefernsehen und will seine Digitalgeschäfte deshalb schneller ausbauen. Die dafür notwendigen Investitionen dürften das Betriebsergebnis im laufenden Jahr aber noch etwas niedriger ausfallen lassen, sagte Vorstandschef Max Conze am Donnerstag bei Vorlage seiner ersten Jahresbilanz. Erst ab 2020 werde man die Ernte einfahren und nicht nur beim Umsatz, sondern auch unter dem Strich mehr liefern.
„2018 war kein Jahr, mit dem wir zufrieden sein können“, sagte Conze. Das Wachstum im Digitalgeschäft, beim Vergleichportal Verivox und Online-Shops wie Flaconi habe die Schwäche im TV-Werbegeschäft nicht ausgleichen können.
Der Konzernumsatz sank um 2 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro – auch weil das Video-on-Demand-Portal Maxdome und andere Geschäfte nicht mehr in die Konzernzahlen eingingen. Weil die Zuschauer viele US-Filme und -Serien nicht mehr sehen wollten, musste der Sender 354 Millionen Euro abschreiben. Das Betriebsergebnis, das zu 88 Prozent von der Unterhaltungssparte mit dem Fernsehen erwirtschaftet wurde, sank um vier Prozent auf 1,0 Milliarden Euro, der Gewinn um zwei Prozent auf 541 Millionen.
Die Dividende für die Aktionäre wird sogar halbiert auf 269 Millionen Euro. Denn Conze braucht mehr Geld für Investitionen ins Programm, in Technik für zielgenauere Werbung auf digitalen Abspielkanälen und für den Aufbau einer Streaming-Plattform, die im Sommer starten soll.
Nach weiter sinkenden Werbeumsätzen im ersten Quartal rechnet der Vorstand im Gesamtjahr mit annähernd stabilen Erlösen in seinem größten Geschäftsfeld und mit weiterem Wachstum mit den Internetportalen und im Produktionsgeschäft. Er peilt einen Umsatzzuwachs auf 4,2 Milliarden und wegen der Investitionen einen Rückgang des Betriebsgewinns auf etwa 960 Millionen Euro an – mit einer gewissen Bandbreite, weil die Entwicklung des Werbemarkts schwer einzuschätzen sei, wie Conze betonte. Die Verschuldung dürfte bis Jahresende in Richtung obere Grenze des selbstgesetzten Rahmens steigen.
Zum überraschenden Weggang seines Finanzvorstands Jan Kemper und seiner Vertriebschefin Sabine Eckhardt sagte Conze: „Wechsel und frischer Wind sind das Normalste auf der Welt.“ Zu Berichten über Streitigkeiten sagte Kemper, im Hause herrsche eine offene Diskussionskultur. Eckhardt sagte, nach 15 Jahren im Unternehmen suche sie neue Herausforderungen – das sei eine ganz persönliche Entscheidung und habe „nichts damit zu tun, dass es ungemütlich wird“. [dpa]
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