Im Zeitalter von Smart TVs steht die klassische Medienregulierung vor völlig neuen Herausforderungen. Auch Endgerätehersteller werden zunehmend zu Plattformbetreibern und könnten den Zugang von Inhalteanbietern zum Kunden theoretisch beschränken. Auf der Anga Com sorgte das Thema der Rundfunkregulierung im Smart-TV-Zeitalter deshalb wieder einmal für Diskussionen.
Die Regulierung des Rundfunks steht angesichts der Verschmelzung klassischer Übertragungswege mit dem Internet vor völlig neuen Herausforderungen. Auf der Anga Com war die Debatte über Connected TVs und Plattformregulierung am Dienstag ein heftig diskutiertes Thema. Laut Jürgen Brautmeier, dem Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), seien die klassischen Verbreitungswege Kabel und Satellit in Zeitalter von Smart TVs nicht mehr die alleinigen Königswege für TV-Übertragungen.
Längst seien nicht mehr nur diejenigen die Plattformbetreiber, die eigene Übertragungsnetze anbieten, sondern auch die Endgerätehersteller, die Smart-TV-Portale auf ihren Fernsehern oder Set-Top-Boxen anbieten. Vor diesem Hintergrund plädieren die Landesmedienanstalten für eine Plattformregulierung, die auf Benutzeroberflächen ausgerichtet ist. Im Kern müssten dabei ein diskriminierungsfreier Zugang der Inhalteanbieter und die Auffindbarkeit der angebotenen Inhalte im Sinne einer Vielfaltssicherung stehen. Angebote die vom Betreiber der jeweiligen Benutzeroberfläche stammen, müssten dabei transparent gemacht werden.
Doch für eine praktische Ausgestaltung einer derartigen Medienregulierung dürften noch zahlreiche Detailfragen zu klären sein. So merkte Rudolf Eyberg, Director im Developement Center von Panasonic, an, dass man auf einem Smart-TV-Gerät ohnehin nur schwerlich das gesamte Internet und alle Inhalte anbieten könnte. Wolf Osthaus, Senior Vice President Regulatory & Public Policy beim Kabelnetzbetreiber Unitymedia Kabel BW, argumentierte, dass man auf der hauseigenen Horizon-Plattform alle Angebote bereitstellen wolle, die den Nutzer interessieren. Dies sei auch dringend notwendig, da sich der Kunde sonst einen anderen Anbieter suchen würde, bei dem er die gewünschten Inhalte und Produkte wie Apps oder Mediatheken findet.
Der Kunde als ultimativer Regulator: Dieser Gedankengang fand bei den Rundfunkveranstalter und Plattformbetreibern einigen Anklang. Jürgen Brautmeier warnte jedoch davor, den Nutzer mit der Flut an Angeboten vollständig allein zu lassen. Im schlimmsten Falle sei es für diesen nicht ersichtlich, woher bestimmte Angebote kommen und welche Geschäftsmodelle hinter diesen stehen.
Insgesamt waren sich die Diskutanten zumindest weitgehend einig, dass in der digitalen Zeit nicht mehr jede Entwicklung im Vorfeld reguliert werden könnte. Daher sei es sinnvoller eine Medienregulierung zu schaffen, die relativ flexibel auch im Nachhinein auf Fehlentwicklungen reagieren kann.
[ps]
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