Im Interview sprachen wir mit Sky-Programmchef Gary Davey über die derzeit erfolgreichsten TV-Serien. Neben seinem Favorit „Game of Thrones“ unterhielten wir uns über Formate wie „House of Cards“, „The Walking Dead“ und das kommende Finale von „Breaking Bad“. Auch einen Serien-Tipp gab Davey ab.
Bereits zur Premiere der dritten Staffel schwärmten Sie von „Game of Thrones“ und lobten das Format über alle Maße.Ist „Game of Thrones“ Ihre persönliche Lieblings-Serie?
Gary Davey: Meiner Meinung nach ist „Game of Thrones“ die beste TV-Serie aller Zeiten. Die Serie ist sehr komplex und ich hatte vor Beginn der dritten Staffel Bedenken, wie die Produzenten die vielen miteinander verbundenen Handlungsstränge weiterführen würden. Mittlerweile weiß ich, dass sie für die dritte Staffel einen Plan ausgearbeitet haben, der das bisherige Niveau der Serie noch in den Schatten stellen wird.
Die Serie bietet eine Vielzahl von fesselnden Figuren und die Handlung wird großartig erzählt. Es ist toll zu sehen, dass eine Produktion mit so vielen weitgehend unbekannten Darstellern so eine überwältigende Resonanz erzielt. In jedem Teilbereich der Produktion – seien es Kostüme, Drehorte oder Setdesign erkennt man den Qualitätsanspruch von HBO. Und obwohl jede Folge eine andere überraschende Wendung nimmt, gibt es einen roten Faden, der sich durch sämtliche Charaktere und Orte in „Game of Thrones“ zieht. Ja, „Game of Thrones“ ist definitiv meine Lieblings-Serie.
Sind Sie von „House of Cards“ ähnlich begeistert? Immerhinkönnte es vom Prinzip her ein „Game of Thrones“ in der heutigen Zeitsein.
Davey: „House of Cards“ hat offensichtlich ein ganzanderes Konzept. Meiner Meinung nach ist die Serie eine tolleKombination aus der rücksichtslosen Grausamkeit der Politikszene und demgenialen Schauspiel von Kevin Spacey. Er ist die optimale Besetzung fürdiese Rolle. Ich habe für seine überzeugende Darstellung einesabsoluten Unsymphaten nichts als Bewunderung übrig. In der Folge, dieich zuletzt gesehen habe, drehte er sich in Richtung Kamera und sagte:“Ich hasse Kinder. So. Jetzt ist es raus.“ Dieses Porträt eineszynischen Strippenziehers ist gerade in der heutigen Zeit, in der vieleMenschen am Staat und an staatlichen Institutionen – besonders anPolitikern – zweifeln von besonderer Relevanz. Mir fällt keinSchauspieler ein, der diese Rolle so gut verkörpern könnte wie KevinSpacey.
Fesselt Sie „The Walking Dead“ so genauso wie „Game of Thrones“?
Davey: „The Walking Dead“ ist eine großartige Erfolgsgeschichte. Die Serie hat konstant hohe Einschaltquoten und spricht auch viele jüngere Zuschauer an. Ich betrachte „The Walking Dead“ aus einem anderen Blickwinkel als „Game of Thrones“. Die Handlung der Serie ist nicht so episch wie bei „Game of Thrones“, aber „The Walking Dead“ hat es geschafft, eine starke und treue Fangemeinde aufzubauen. Trotz der bizarren Kulisse einer Zombieapokalypse sind die einzelnen Geschichten glaubwürdig konstruiert und die Charaktere wirken authentisch. Mir gefällt die Serie sehr gut.
Ist „Boardwalk Empire“ das bessere „Sopranos“?
Davey: Nein, „Boardwalk Empire“ ist „Boardwalk Empire“. Und außerdem ist es unmöglich die „Sopranos“ zu übertreffen! Es gibt und gab noch nie so etwas wie „Boardwalk Empire“ – obwohl beide Serien vom selben Drehbuchautor/Produzenten kommen. Als ich die Serie zum ersten Mal gesehen habe, hatte ich Zweifel daran, wie lange die Handlung fesseln würde und erwartete schon halbwegs, dass sie nach zwei Staffeln wieder eingestellt werden würde. Als Zuschauer war ich schon nach den ersten drei Episoden süchtig und konnte die nächste Folge nicht abwarten. Ich beurteile Serien oft danach, wie heiß ich darauf bin, die nächste Folge zu sehen. Dieses Jahr wird bereits die fünfte Staffel gezeigt. Und ich glaube, die Serie wird noch lange danach weitergehen. Wie bei „Game of Thrones“ zeigt sich bei „Boardwalk Empire“ deutlich der fast fanatische Qualitätsanspruch von HBO. Und ich bin ein großer Fan von Steve Buscemi, der die Hauptrolle spielt.
Was macht den Charme von „Mad Men“ aus?
Davey: „Mad Men“ ist ein Phänomen. Ich war ehrlich überrascht, dass vorher noch niemand daran gedacht hatte, eine Serie vor dem Hintergrund der schmierigen Werbeszene der 1960er Jahre spielen zu lassen. Diese Zeit bietet die ideale Kulisse für die Entwicklung von Figuren und einem guten Storytelling. Die Show hat ihr ganz eigenes Flair – und das macht ihren besonderen Reiz aus.
Was erwarten Sie vom Serien-Finale von „Breaking Bad“?
Davey:Ich kann gar nicht spekulieren, was als nächstes bei „Breaking Bad“passiert. Und eigentlich möchte ich es auch gar nicht wissen. Ein Teilder Anziehungskraft von „Breaking Bad“ liegt nämlich darin, jede Wochevon Neuem geschockt zu werden.
Haben Sie noch Serien-Tipps fernab der eben besprochenen Formate?
Davey: Ich gebe zu, ich bin ein riesiger Fan von“Downton Abbey“. Die zwei verschiedenen Welten der Familie und ihrerAngestellten überlappen sich in hervorragend konstruiertenHandlungssträngen. Auch die verschiedenen Charaktere sind interessant.Die Art und Weise wie die Serie geschrieben und produziert ist,suggeriert eine heile Welt, aber man kann auch deutlich spüren, wie esunter der Oberfläche brodelt. Diese subtile Form der Darstellung gefälltmir ausgezeichnet. Und auch für „Downton Abbey“ gilt: Das Auge fürDetails und die Qualität der Produktion gehören mit zum Besten, was esderzeit im Fernsehen zu sehen gibt.
Vielen Dank für das Gespräch.
[hjv]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com