Nach jüngsten Erfolgen bei der Entwicklung der Abonnentenzahlen entwickelt sich der Bezahlanbieter Sky Deutschland vom Sorgenkind zum Hoffnungsträger. An diesem Freitag lädt das Unternehmen zur Jahreshauptversammlung ein.
Bei seinem ersten Auftritt vor den Aktionären im vergangenen Jahr war Brian Sullivan sichtlich geschockt. Die Hauptversammlung von Sky Deutschland war damals der erste große Auftritt des neuen Pay-TV-Lenkers. Lautstark machten viele Kleinaktionäre des Bezahlsenders ihrem Ärger über die horrenden Verluste, die geringe Kundenzahl und die düsteren Aussichten Luft.
Kein einfacher Job liege da vor ihm, räumte Sullivan ein. Großaktionär Rupert Murdoch hatte den erfahrenen TV-Manager geschickt, um das Dauersorgenkind in seinem Medienimperium endlich auf Erfolg zu trimmen. Ein bewegtes Jahr später sendet Sky Deutschland zumindest ein paar Hoffnungszeichen und macht durch innovative Produkte wie das neue Sky Go und neue Sendeformate wie „Mein Stadion“, „Kinopolis“ oder „Samstag Live“ von sich reden.
„Ich bin noch immer nicht überzeugt“, sagt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Trotz wachsender Abo-Zahlen sei noch immer nicht entschieden, ob das Geschäftsmodell Bezahlfernsehen in Deutschland wirklich funktioniere. Wann das frühere Premiere überhaupt Gewinne machen könne, sei offen. Von einer Dividende sei kaum zu träumen. „Das können Sie vergessen“, zeigt sich sich trotz positiver Signale pessimistisch.
Immer wieder hat Murdoch frisches Kapital in das frühere Premiere gepumpt – vor allem, um Investitionen in den Ausbau des Programm und das HD-Angebot stemmen zu können. Unter anderem mit einer Kapitalerhöhung hatte der Medienzar 2010 insgesamt 340 Millionen Euro in den Konzern gesteckt und damit die Anleger zunächst verschreckt. Murdochs News Corp. hält 49,9 Prozent an Sky Deutschland.
Erst im Januar hatte er noch einmal 60 Millionen für den Programmausbau draufgelegt. Mit einem weiteren Darlehen von 48 Millionen Euro soll der bundesweit erste 24-Stunden-Sportkanals Sky News Live HD aufgebaut werden. „Das ist eine Gesellschaft von Murdochs Gnaden“, sagt Bergdolt. Der Großaktionär entscheidet über Wohl und Wehe – und scheint keineswegs aufgeben zu wollen beim Versuch, Sky endlich erfolgreich zu machen.
2010 hatte das Unternehmen trotz zuletzt überraschend kräftig gewachsener Abo-Zahlen noch Verluste gemacht – unter dem Strich 407 Millionen Euro. Auch in diesem Jahr werden die Zahlen rot bleiben, das soll sich aber mittelfristig ändern – und die Weichen sind gestellt: Bei den Kundenzahlen hatte Sky vor allem im vierten Quartal 2010 einigen Boden gut machen können und zählt nun etwa 2,653 Millionen zahlende Zuschauer.
Der Anbieter braucht nach eigenen Aussagen etwa 3 Millionen Abonnenten, um schwarze Zahlen zu schreiben. Mit Spannung werden daher die Geschäftszahlen für das erste Quartal 2011 erwartet, die Sky aber erst am 12. Mai vorlegen will. Auf der Hauptversammlung am Freitag werden zunächst andere Weichen gestellt – unter anderem will sich der Vorstand finanzielle Spielräume für die weitere Expansion genehmigen lassen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). [Sebastian Raabe/ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com