Luxemburg – Der schwache Fernsehmarkt in Deutschland und globale Überkapazitäten machen dem weltweit führenden Satellitenbetreiber SES Global zu schaffen.
Wie das Handelsblatt berichtet, erwartet SES eine Rückkehr zu dem starken Geschäft früherer Jahre in diesem Jahr nicht mehr. Der Markt der Satellitendienstleister ist weltweit in einer schwachen Phase – besonders SES Global hat schon bessere Zeiten gesehen. Im vorigen Jahr sank der Umsatz des Konzerns um zehn Prozent auf 1,2 Mrd. Euro. Als Grund nannte der in Luxemburg und Frankfurt notierte Konzern offiziell die Schwäche des Dollars.
Auch die ehrgeizigen Ziele bei der Breitbandtechnik brachten SES nicht die erhofften Umsätze. Zudem wirkten sich die höheren Versicherungskosten nach dem Absturz des Fernsehsatelliten Astra 1k negativ auf die Erlöse aus. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen reduzierte sich 2003 um knapp 30 Prozent auf 372 Mill. Euro.
Höhere Erträge verspricht sich SES von der Einführung des hochauflösenden Fernsehen (HDTV) und von einer Expansion in Osteuropa. Im Vergleich zu westeuropäischen Ländern mit gut ausgebauten Kabelnetzen wie Deutschland spielt das Kabel etwa in den EU-Beitrittsländern kaum eine Rolle. Auch das US-Geschäft soll durch HDTV und zusätzliche Satellitenkanäle für Regierungs- und Verteidigungszwecke in Schwung kommen. Zudem will SES in Afrika über das Internet per Satellit wachsen.
Um besser auf den verschärften Wettbewerb reagieren können, hat die im luxemburgischen Betzdorf ansässige SES-Gruppe Ende voriger Woche ihre Struktur verändert. Dafür wurden fünf neue Unternehmen für die weltweit 40 Satelliten gegründet, die künftig die Ergebnisse nach Regionen und Geschäftsfeldern verbessern sollen. Mark Rigolle vom belgischen Telekomunternehmen Belgacom wird den bisherigen Finanzchef Jürgen Schulte ablösen wird, der in Rente geht.
SES will mit dem Umbau für Investoren attraktiver werden. Gestern notierte das Papier in Luxemburg nur knapp über sieben Euro. Vor vier Jahren waren es noch über 19 Euro. Zuletzt hatte KBC Securities die Aktien auf neutral gestellt. ABN Amro und Morgan Stanley empfehlen das Papier aber zum Kauf. Die Aktie stößt traditionell auf wenig Interesse bei Anlegern. Derzeit liegt der Anteil an frei verfügbaren Aktien von SES Global bei 32 Prozent.
Im Gegensatz zu SES interessieren sich Investoren derzeit mehr für die Konkurrenten. Im Juni übernahm der Wagniskapitalgeber Blackstone den niederländischen Satellitenbetreiber New Skies für 956 Mill. Dollar in bar. Zuvor hatte bereits die Investorengruppe Kohlberg Kravis Roberts den größten kommerziellen US-Satellitenbetreiber Pan-Am-Sat für 3,53 Mrd. Dollar übernommen. [lf]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com