PR-Taktik, Angst vor Vertragsstrafen oder ein Feldzug gegen den Betriebsrat – die Meinungen zur Einstellung von Servus TV und der ebenso überraschenden Wende sind vielfältig.
Eine wechselhafte Woche hatten die Mitarbeiter von Servus TV: Dem zunächst verkündeten Aus am Dienstag inklusive Entlassung folgte bereits am Mittwoch die komplette Kehrtwende, nachdem sich der Großteil der Belegschaft gegen einen Betriebsrat ausgesprochen hat. Dabei lieferten die vom Red Bull Media House und von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz kommunizierten Gründe reichlich Raum für Spekulationen und auch viele kritische Stimmen. Und auch nachdem Servus TV nun der österreichischen Medienlandschaft erhalten bleibt, wird die Geschichte noch weiterhin die Beteiligten beschäftigen.
Wie „Der Standard“ berichtet, gibt es mehrere Gründe, warum Mateschitz das bereits verkündete Ende widerrief. Beide lassen sich mit den offiziellen Stellungnahmen in Verbindung bringen. Die zuerst kommunizierten finanziellen Gründe, nach denen sich der Sender wirtschaftlich nicht mehr tragen, könnten auch für das Umdenken verantwortlich sein. Schließlich drohten durch das plötzliche Aus hohe Vertragsstrafen und lange Rechtsstreitigkeiten, nachdem sich der Sender erst für viel Geld unter anderem die Rechte an der Motorrad-WM und der österreichischen Eishockey-Liga gesichert hatte.
Wahrscheinlicher scheint jedoch, dass tatsächlich die Abneigung von Mateschitz gegen Betriebsräte der Grund für die Aktion war. Denn nun habe der Red-Bull-Chef „ein für alle Mal erreicht, dass es nie einen Betriebsrat geben wird“, wie ein anonymer Mitarbeiter gegenüber dem „Standard“ äußerte. In einem Statement kurz nach dem verkündeten Aus hatte Mateschitz die versuchte anonyme Gründung des Betriebsrats als nachhaltige Schädigung an den Werten von Servus TV bezeichnet. Weder bei Red Bull noch beim Red Bull Media House sind Betriebsräte installiert.
In der österreichischen Medienlandschaft zeigte man sich über den Erhalt des Senders dagegen erleichertet. Stellvertrend begrüßt Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF, „insbesondere für Mitarbeiter und Lieferanten, dass Herr Mateschitz sein Mäzenatentum für den Sender fortsetzt.“ [buhl]
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