Senderflut durch Digitalisierung: Die Privatsender im Umbruch

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die zunehmende Digitalisierung des Fernsehens führt zu einem Umbruch in der Branche und stellt die etablierten Sender zunehmend vor Herausforderungen. Wie aus dem Jahrbuch Radio, TV und Internet der Landesmedienanstalten hervorgeht, haben RTL und ProSiebenSat.1 die Herausforderung jedoch bislang erfolgreich angenommen – mit mehr Sendern und dem Schritt ins Internet.

Gut ein Jahr nach der Analogabschaltung des Satellitenfernsehens befindet sich die deutsche TV-Landschaft mitten im Umbruch. Dies geht unter anderem aus dem Jahrbuch Radio, TV und Internet 2012/13 der Landesmedienanstalten hervor, das am Dienstag vorgestellt wurde. So sind durch die Umstellung auf eine digitale TV-Ausstrahlung die bestehenden Markteintrittsbarrieren für neue Wettbewerber durch sinkende Produktions- und Übertragungskosten deutlich gesunken. Bereits 2012 sei deshalb zu beobachten gewesen, dass die Fragmentierung der TV-Landschaft weiter voranschreitet.

Bemerkenswert ist dabei allerdings, dass es nicht nur neue Wettbewerber am TV-Markt sind, die ihrerseits mit neuen Sendern zur Diversifizierung des Angebots beitragen, sondern vor allem auch die führenden Privatsendergruppen RTL und ProSiebenSat.1. Diese verfolgen mit der Gründung neuer Spartensender eine Doppelstrategie: Zum einen sollen noch bestehende Marktnischen frühzeitig besetzt werden, bevor sich andere Wettbewerber in diesen etablieren können, zum anderen wird durch Spartensender zunehmend die Möglichkeit geschaffen, zielgruppenspezifisch zu werben. 2012 legte RTL hier mit dem Start des an ein vornehmlich männliches Publikum gerichteten Spartensenders RTL Nitro vor. Im Januar folgte der von ProSiebenSat.1 veranstaltete Kanal Sat.1 Gold. Mit ProSieben Maxx soll ein weiterer Free-TV-Sender voraussichtlich am 3. September an den Start gehen.
 
Erst in der vergangenen Woche hatte Thomas Ebeling, der Geschäftsführer von ProSiebenSat.1, im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ verlauten lassen, dass man ohne Probleme genügend Ideen hätte, um zehn Free-TV-Sender in Deutschland zu betreiben. Und ein weiterer Ausbau des Portfolios ist auch bereits angedacht. So wurden bereits im Februar diesen Jahres zwei zusätzliche Kanäle für 2014 in Aussicht gestellt.
 
Und auch wenn RTL und ProSiebenSat.1 ihrerseits versuchen, möglichst alle Marktnischen mit eigenen Sendern zu besetzen, so finden sich doch zunehmend auch kleinere Veranstalter, welche die sinkenden Hürden zum Markteinstieg nutzen. 2012 waren dies zum Beispiel der Kindersender RIC sowie der Unterhaltungskanal FTL. In der ersten Jahreshälfte 2013 wagte der zuvor nur über Eutelsat Hotbird ausgestrahlte Sender Ebru TV einen Neustart für den deutschen Markt. Für einen Start im August hat sich zudem mit dem Jugendsender Joiz ein weiteres Programm bereits angekündigt.
 
Die bisherigen Bemühungen der beiden großen Sendergruppen, die Digitalisierung für sich zu nutzen, hatten immerhin zur Folge, dass die Werbeerlöse trotz der Eurokrise auch 2012 stabil blieben. Die ProSiebenSat.1 Media AG erzielte Einnahmen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro und bewegte sich damit auf dem Niveau von 2011. Die Mediengruppe RTL konnte ihre Einnahmen um 3,7 Prozent auf knapp 2,0 Milliarden Euro erhöhen.
 
Zunehmend versuchen die großen Privatsendergruppen jedoch ihre Abhängigkeit von der Fernsehwerbung zu verringern. Auch hier spielt der digitale Fortschritt eine Rolle. So setzen die etablierten Marktteilnehmer als eine weitere Folge der fortschreitenden Digitalisierung zunehmend auf den Ausbau ihrer Online-Angebote und verlagern mehr und mehr Bewegtbild-Content ins Netz. So betreibt RTL etwa das Video-Portal Clipfish, während ProSiebenSat.1 mit Maxdome die nach eigenem Bekunden größte Video-on-Demand-Plattform in Deutschland betreibt. Zusätzlich soll das Portal Myvideo Schritt für Schritt zum vollwertigen Online-Sender umgebaut werden. Ein weiteres, zunehmend lukratives Geschäftsfeld bietet das Bezahlfernsehen. Hier sind mittlweile auch RTL und ProSiebenSat.1 in größerem Maße aktiv. Letzterer Veranstalter plant mit ProSieben Stars, ran+ und Galileo TV bereits die nächsten Pay-TV-Ableger bis Ende 2014.  [ps]

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4 Kommentare im Forum
  1. AW: Senderflut durch Digitalisierung: Die Privatsender im Umbruch Im Umbruch oder vor dem Zusammenbruch?
  2. AW: Senderflut durch Digitalisierung: Die Privatsender im Umbruch Na dann bekommt ja in Zukunft jeder seinen privaten Privatsender mit privater Werbung und privaten Wiederholungen zur privaten Verblödung. Der nächste Evolutionsschritt der Menschheit steht bevor: der homo Sat1Pro7mat. Der hat keine Arme, keine Beine, Wirbelsäule braucht er auch nicht mehr. Eigentlich nur noch 2 Augen im 16:9 Format, im schwimmenden Resthirn, die immer einen Bildschirm anstarren. Schöne neue Fernsehwelt. Mensch ärgere dich....
  3. AW: Senderflut durch Digitalisierung: Die Privatsender im Umbruch So groß kann die Senderflut auch nicht sein. Denn die Sender sorgen schon von sich aus das nicht alle das Programm for Free sehen können. Das meiste ist eh verschlüsselt und kann nur mit ein Zertifizierten und mit Gängelungen belegten Receiver Empfangen werden. Von daher sehe ich das ganze gelassen und spare mir das Geld für Sinnvollere Dinge als es für Sinnloses PayTV auszugeben.
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