
Bern – Kabelnetzbetreiber, welche Digitalfernsehen verschlüsseln und eine Set-Top-Box vermieten, kommen unter Druck. TV-Fachhandel und -Importeure sowie Gewerbekreise fordern offene Betriebssysteme.
Diese Kreise unterstützen eine entsprechende Motion der Konsumentenschützerin und Ständerätin Simonetta Sommaruga im Schweizer Parlamant. Sommaruga verlangt vom Bundesrat, die Verschlüsselung von freien Fernsehkanälen im Grundangebot bei der digitalen Verbreitung im Kabelnetz zu verbieten. Darüber berichtet die Nachrichtenagentur AP. Sollten Verschlüsselungen zum Einsatz kommen, müsste ein Empfang mittels aller angebotenen Geräte möglich sein – nicht ausschliesslich über die Set-Top-Box des entsprechenden Anbieters.
Diesen Vorstoss unterstützen der Fachhandel sowie der Hotelierverband „holtelleriesuisse“ und der Branchenverband „GastroSuisse“ ausdrücklich, wie Vertreter der Interessengemeinschaft modernes Fernsehen vor den Medien in Bern sagten.
Digitale Programme seien von modernen Fernsehgeräten bereits ohne Zusatzgerät empfangbar – die Set-Top-Box also überflüssig. Die Box sei umständlich, müsse teuer gemietet werden und fresse viel Strom, so die Argumentation der Kritiker. Zudem bestehe praktisch ein Gerätemonopol.
Die in der IG „modernes Fernsehen“ Organisierten verlangen, dass bereits durch Gebühren finanzierte öffentlich-rechtliche Sender frei übertragen werden. Wo dies nicht möglich sei, komme ein offener, bereits bestehender internationeler Verschlüsselungsstandard in Frage. Die freie Wahl der Set-Top-Box in Kabelnetzen und der Einsatz von modernen Fernsehgeräten mit eingebautem Empfänger müsse in der Schweiz möglich sein. Kabelnetzbetreiber wie Cablecom bezögen freie Fernsehkanäle unentgeltlich per Satellitenschüssel. Anschliessend verschlüsselten sie diese und brächten sie in die Haushalte, wo sie nur mit der Anbieter-eigenen Set-Top-Box empfangbar seien – wettbewerblich sei dies skandalös und medienpolitisch unerwünscht.
Der Vorstoss von Sommaruga wurde vom Ständerat gegen den Willen des Bundesrates mit 24 zu 9 Stimmen angenommen. Die vorberatende Nationalratskommission empfiehlt ihrem Rat die Ablehnung.
Auch eine von 12 000 Personen unterzeichnete Petition fordert ein Ende des Set-Top-Boxen-Monopols der Kabelnetzanbieter beim Digitalfernsehen in der Schweiz. Heute ist eine Set-Top-Box zwingend, wenn digitales Fernsehen empfangen werden möchte. Je nach Kabelnetz kann die Box einzig beim jeweiligen Anbieter bezogen werden. [mg]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com