ZDF-Intendant Markus Schächter sieht die Zukunft des Senders darin, den Menschen qualitativ hochwertige Inhalte dorthin zu liefern, wo sie sich gerade aufhalten. In einem Interview äußerte sich Schächter auch zum Thema Apps und dem neuen Gebührenmodell.
„Am Ende des Jahrzehnts erleben wir eine andere mediale Bilderwelt“, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter in einem Gespräch mit dem Magazin „Promedia“ (aktuelle Ausgabe). Um in der digitalen Zukunft bestehen zu können, nutze das ZDF seit Jahren die unterschiedlichsten Distributionsmöglichkeiten. „Wir bieten unsere Inhalte dort, wo sie heute und in Zukunft genutzt werden“, sagte Schächter und wies damit auf die geplante ZDF-Mediathek-App hin. Diese App sei kein neues Angebot, sondern ermögliche dem Zuschauer lediglich einen leichteren und bequemeren Zugang zu bestehenden ZDF-Onlineangeboten.
Apps wie die ZDF-Mediathek oder eine mögliche App zu „heute.de“ würden auch zukünftig kostenlos bleiben, denn die Öffentlich-Rechtlichen dürften ihr Gesamtangebot aus rundfunkrechtlichen Gründen nicht kommerziell vermarkten. Einzelne Inhalte um andere Features erweitert, beispielsweise „Markus Lanz kocht“, würden jedoch bereits kostenpflichtig angeboten.
Der ZDF-Intendant warnte dabei vor der Gefahr, als Produzent von Inhaltenden Einfluss auf die Verbreitung und die Angebotsstrukturen zu verlieren. „Wir bestimmen, was mit unseren Inhalten geschieht“, betonte Schächter in dem Interview. Als hochproblematisch empfinde er die Marktmonopolisierung, die beispielsweise ein Anbieter wie Apple betreibe. Damit werde der direkte Kontakt zwischen Nutzer und Inhaltsproduzent gekappt.
Trotzdem seien sich auch Marktteilnehmer wie Apple darüber im Klaren, dass „sich ohne hochwertige Inhalte, wie wir sie herstellen, auf Dauer keine erfolgreichen Geschäftsmodelle etablieren lassen“. Eine ähnliche Erfahrung müsse Google TV gerade in den USA machen. Mit seiner „brachialen Art gegenüber seriösen Inhaltsherstellern“ habe der Konzern sich nicht durchsetzen können. Trotzdem schloss der ZDF-Intendant eine Zusammenarbeit mit Google TV nicht aus: „Wir werden sehen, welche Möglichkeiten sich aus den Plänen für Google-TV für die Verbreitung unserer Inhalte bieten“.
Der scheidende ZDF-Intendant kündigte in dem „Promedia“-Interview ebenfalls eine Video-on-Demand-Plattform in Zusammenarbeit mit dem Produzentenverband an. Diese beschränke sich auf einzelne Sendungen und umfasse nicht auf das Gesamtangebot. Damit verstoße die Plattform nicht gegen die gesetzlichen Grundlagen des Rundfunkstaatsvertrages. Es gäbe bereits Vorstellungen, wie ein gemeinsames Geschäftsmodell für eine Video-on-Demand-Vermarktung aussehen könne.
Ab Mai erfolge die ursprünglich für April geplante Umwandlung des ZDF-Theaterkanals in den neuen Spartensender ZDF Kultur, so Schächter weiter. Durch seinen stärkeren „popkulturellen Kulturbegriff“ sei dieser „eine gute Chance, unsere Kulturangebot auch einem jüngeren Publikum zu erschließen.“ Der ZDF-Intendant hob hervor, dass die vier allein vom ZDF veranstalteten Kanäle – das Hauptprogramm und die digitalenSpartenkanäle ZDF Neo, ZDF Kultur und ZDF Info – ohne zusätzliches Geld von der KEF gestemmt würden. „Sie werden aus Umschichtungen und Priorisierungen finanziert. Ohne zusätzliches Geld wird der Imperativ der digitalen Welt umgesetzt“.
An diesem Vorgehen würde auch die Gebührenreform nichts ändern. Auch mit einer stabilen Haushaltsabgabe von 17,98 Euro pro Haushalt bis 2014 werde das ZDF sein Programm qualitativ weiterführen. Um Neues zu ermöglichen, müssedann auf Vorhandenes verzichtet werden. Man wolle trotz fortwährender Kritik vor allem seitens kommerzieller Sendern und Verlagen am Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks festhalten, der für „viele, die von außen des duale System betrachten“ durch seine Vielfalt weltweit mit das beste Angebote seiner Art darstelle.
Auch für die nächste Gebührenperiode werde das ZDF eine „moderate Anmeldung vornehmen“. Der Intendant sieht die politische Notwendigkeit, die Haushaltsabgaben stabil zu halten, auch wenn er betonte, dass dies nicht ewig funktioniere, ohne den Programmauftrag zu gefährden. Die Systemumstellung der Gebührenfinanzierung sollte jedoch nicht mit einer Diskussion über die Entwicklung der Gebühren vermengt werden, erklärte Schächter. Es sei in Europa „einzigartig, 40 Millionen Haushalte auf ein neues System zu stellen“. [js]
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