Der Privatsender Sat.1 hat bereits seit längerem mit schwachen Quoten zu kämpfen, noch hält sich der Sender bei Marktanteilen von rund zehn Prozent. Sollten diese aber weiter sinken, könnte die Zeit der Drittsendezeiten bei Sat.1 bald vorbei sein.
In Sachen Einschaltquoten sieht es für den Privatsender Sat.1 bereits seit längerer Zeit alles andere als rosig aus. Die Baustellen im Programm sind zahlreich, Lösungen sucht der Sender dafür aber eher vergeblich. Immer wieder gehen neue Formate in der Hoffnung an den Start, die Krise zu beenden, doch oftmals werden sie schon nach wenige Wochen – mitunter sogar wenigen Tage – wieder aus dem Programm geschmissen, weil sie die Quoten-Erwartungen der Verantwortlichen nicht erfüllen. In Unterföhring hat sich das Programmkarussell in den letzten Monaten kontinuierlich gedreht.
Doch die sinkenden Marktanteile des Senders haben nicht nur Folgen für einzelne Formate, die selbst produziert oder eingekauft werden, sondern auch für die Sendezeit unabhängiger Dritter. Laut Rundfunkstaatsvertrag sind TV-Programme, die im Jahr durchschnittlich zehn Prozent Sehbeteiligung verbuchen können und somit einen meinungsbildenden Einfluss haben, dazu verpflichtet, Drittsendezeiten zu vergeben.
Als derzeit marktstärkste Programme sind unter den Privatsendern Sat.1 und RTL von dieser Regelung betroffen. Wie lang dies für den zu ProSiebenSat.1 gehörenden Kanal allerdings noch zutrifft, scheint angesichts aktueller Zahlen fraglich. Laut einem Bericht der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) vom Dezember kam Sat.1 zwischen September 2011 und August 2012 auf einen durchschnittlichen Zuschaueranteil von 9,89 Prozent. Damit liegt der Sender bereits knapp unter den vorgegebenen zehn Prozent, ab der ein Veranstalter zur Aufnahme von Sendezeit für unabhängige Dritte verpflichtet ist.
Trotz dessen kam die KEK zu dem Urteil, dass Sat.1 weiterhin Platz für Drittsendezeiten einräumen muss. Denn alle zur ProSiebenSat.1 Gruppe gehörenden Sender – also Sat.1, ProSieben, Kabel Eins, Sat.1 Emotion, ProSieben Fun und Kabel Eins Classics – erreichten zusammen in dem angegebenen Zeitpunkt durchschnittlich 20,47 Prozent Marktanteil. Damit liegt das Unternehmen noch knapp über der maßgeblichen Schnwelle von 20 Prozent.
Noch ist Sat.1 also – dank seiner Schwesternsender – in der Pflicht, Sendezeiten für unabhängige Dritte einzuräumen. Allein kann der Privatsender die nötige Marktstärke aber nicht mehr aufbringen und auch im Verbund ist es nur noch knapp ein halber Prozentpunkt, mit dem ProSiebenSat.1 die Vorgaben des Rundfunkstaatsvertrags überschreitet. Sollte der Sender also quotentenchnisch weiter straucheln und der Wert weiter abnehmen, könnten Drittsendezeiten bei Sat.1 schon bald der Vergangenheit angehören. [fm]
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