Am Freitag feiert Medienmogul Rupert Murdoch seinen 85. Geburtstag. Damit sieht der Unternehmer die Zeit gekommen, sein Vermächtnis anzustoßen.
Mit 85 Jahren scheint Rupert Murdoch das zu tun, wofür er sein ganzes Leben lang nicht berühmt war: Seinem Privatleben den ersten Rang einzuräumen. Kurz vor seinem Geburtstag heiratete der Medienzar mit Hang zur politischen Einflussnahme in London die 25 Jahre jüngere Jerry Hall, einst Top-Model und Ex-Frau von „Rolling Stone“ Mick Jagger. Das Paar kennt sich erst seit ein paar Monaten näher.
Die Hoppla-Hopp-Hochzeit ist typisch für den Macher Murdoch: Auch unternehmerische Entscheidungen mit Tragweite hat er häufig blitzschnell getroffen, selten lag der Instinkt-Unternehmer damit so falsch wie 2005, als er mit Facebook hatte kooperieren können, stattdessen MySpace kaufte. Verlust: 545 Millionen Dollar.
Das Vermögen des gebürtigen Australiers und Wahl-Amerikaners wird heute von Forbes trotzdem auf sagenhafte 13,5 Milliarden Dollar taxiert. Der Konzern machte 2015 einen Umsatz von 29 Milliarden Dollar. Murdoch ist auf der Zielgeraden seiner Karriere zufrieden: „Ich kann mir kein anderes Leben vorstellen, dem ich mich hätte verschreiben können.“
Der privaten Weichenstellung auf dem Standesamt ging eine berufliche voraus. Murdoch hat die letzten fünf Jahre genutzt, um sein publizistisches Vermächtnis zu ordnen, seinen Konzern 21st Century Fox neu aufzustellen und für die digitale Zukunft eines völlig neuen Medienzeitalters klarzumachen.
Das bedeutet auch bei Murdoch: Rotstift. Im laufenden Jahr sollen 250 Millionen Dollar eingespart werden, Führungskräften wurden Abfindungen angeboten. Vor allem in der lange Zeit einträglichen Filmproduktion sprudelten die Gewinne zuletzt nicht mehr so üppig.
Dies zu korrigieren ist jetzt Sache der nächsten Generation. Das operative Geschäft führt Sohn James, dessen Bruder Lachlan ist Chef des Verwaltungsrates. Rupert Murdoch selbst schwebt nach Jahrzehnten mit direktem Zugriff zu den Machthebeln nur noch als Executive Chairman, eine Art Aufsichtsratschef mit Managementbefugnis, über den Dingen.
Zu der Neuausrichtung wurde der Medienzar alter Schule jedoch gezwungen: Der Abhörskandal in Großbritannien, als Journalisten seiner Zeitungen dabei erwischt wurden, wie sie die Handy-Mailboxen von Prominenten und Verbrechensopfern anzapfen ließen und Informationen von Beamten mit Hilfe von Schmiergeld einholten, traf Murdoch ins Mark.
Er musste seine Ziehtochter und Verlagschefin Rebekah Brooks vorübergehend fallenlassen, ein wichtiger Fernsehdeal in Großbritannien scheiterte an der Affäre, das ganze Geflecht der subtilen Symbiose von Politik und Medien der Marke Murdoch schien in sich zusammenzubrechen. Abfindungen für Abhöropfer waren zudem teuer.
Murdoch hatte früher als viele andere in der Branche erkannt, dass Boulevard-Journalismus Geld bringen kann. 1969 übernahm er erst die britische „Sun“ und machte sie zum Massenblatt mit viel Blut auf den Titeln und nackter Haut auf der Seite 3. Aus der Keimzelle in Londons Fleet Street erwuchs mit der News Corporation der später weltgrößte Medienkonzern – mit unzähligen Fernseh- und Radiosendern von Australien bis Indien, Telekommunikation und den Filmstudios der 20th Century Fox. Inzwischen wurde der gesamte Konzern unter dem Markennamen 21st Century Fox gebündelt.
Legendär ist Murdochs Einflussnahme auf die Politik. Ein Fingerzeig des erzkonservativen Verlegers genügte, und die „Sun“ schwenkte 1997 vor der Parlamentswahl in Großbritannien um und unterstützte den sozialdemokratischen Labour-Politiker Tony Blair. Am Tag nach der Wahl feierte Blair den Einzug in die Downing Street und die „Sun“ titelte: „Wir haben es gewonnen!“
In den USA lotet der stramm rechte Murdoch-Sender Sender Fox News die Grenze zur Desinformation täglich neu aus. Im Internet kursieren jede Menge Rankings die Titel tragen wie „Die zehn schlimmsten Lügen von Fox News.“ Eigentlich auf Anti-Trump-Kurs hat Murdoch selbst das politische Klima in den USA inzwischen anders interpretiert und sagt: „Wenn man ihn nicht verhindern kann, wäre es dumm, sich nicht hinter ihn zu stellen.“ Teil der Wahrheit ist aber auch, dass Murdoch mit dem „Wall Street Journal“ eines der weltweit angesehensten Wirtschaftsorgane zu seinem Portfolio zählt.
Rupert Murdoch ist Sohn eines Zeitungsverlegers und quasi mit Druckerschwärze unter den Fingernägeln groß geworden. „Ich wuchs im Haus eines Zeitungsmannes auf und das hat mich neugierig gemacht“, sagt er einmal über seine Jugend. Er erbte vom Vater zwei Tageszeitungen und einen Radiosender in Adelaide.
Zu Beginn wurde der gerade mal volljährige Murdoch als „Kinder-Verleger“ verspottet. Es folgte ein über 60 Jahre langes Unternehmer-Leben – niemals frei auch von kleinen privaten Eskapaden. Rupert Murdoch hat mit drei Frauen sechs Kinder. Jerry Halls Vorgängerin Wendy Deng warf sich sogar in die Schusslinie, als ihr Mann von einem Aktivisten mit einer Torte aus Rasierschaum beworfen wurde. Allerdings suchte sie dann selbst die Nähe zur Politik und schwärmte in ihrem Tagebuch laut „Vanity Fair“ über Bauch, Beine und Po von Tony Blair. Die Laufzeit der Ehe mit Murdoch war damit nach 14 Jahren vorüber. [Michael Donhauser/kw]
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