Sie startet in einer schwierigen Phase und hat viel vor: Katja Wildermuth hat das Ruder des Bayerischen Rundfunks übernommen. Wie sie mit dem ungeklärten Streit um den Rundfunkbeitrag umgeht und was sie im Sender vorhat.
Die neue Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth, will trotz der ausgebliebenen Rundfunkbeitragserhöhung so lange wie möglich Programmeinschnitte vermeiden. Die 55-Jährige sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich werde versuchen, keine vorschnellen Kürzungen im Programm vorzunehmen.“ Wildermuth betonte, dass der Sender für die fehlenden Mittel „erstmal in Vorleistung gehen“ werde. „Aber das geht nur eine gewisse Weile – sicher nicht zwei, drei Jahre lang.“
Im Dezember blockierte Sachsen-Anhalt gegen alle anderen Bundesländer die Erhöhung des Rundfunkbeitrags von 17,50 Euro auf 18,36 Euro zum 1. Januar dieses Jahres. Der Staatsvertrag konnte nicht in Kraft treten. Der Beitrag ist die Haupteinnahmequelle für ARD, ZDF und Deutschlandradio.
Die Sender klagten vor dem Bundesverfassungsgericht. Im Hauptverfahren gibt es noch keine Entscheidung. Eil-Anträge hatten die Richter im Dezember zurückgewiesen. Damit bleibt es vorerst bei monatlich 17,50 Euro.
„Sind es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einfach schuldig“
Der Bayerische Rundfunk (BR) spart wegen der blockierten 18,36 Euro anders als etwa das Deutschlandradio und der Norddeutsche Rundfunk nicht an Gehaltssteigerungen seiner Mitarbeiter. Ein Sonderkündigungsrecht im Tarifvertrag zu einer Steigerung im April nahm die ARD-Anstalt nicht wahr. Wildermuth sagte dazu: „Das sind wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einfach schuldig, nach allem, was sie im letzten Jahr geleistet haben.“
Die 55-Jährige startete am Montag in ihrem neuen Job als BR-Chefin. Beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) war sie bislang als Programmdirektorin am Standort Halle tätig. Sie folgt auf Ulrich Wilhelm (59), der nach zehn Jahren nicht mehr für eine dritte Amtszeit antrat. Wildermuth ist die erste Frau an der Spitze des Bayerischen Rundfunks. Ein Frauennetzwerk im Sender verspricht sich dadurch Impulse.
Wildermuth sagte generell über die viertgrößte ARD-Anstalt: „Perspektivisch müssen wir den BR weiter fit machen für die Zukunft.“ Grundsätzlich finde sie, dass der BR „wirklich gut dasteht. Die Umstrukturierungen in Richtung Crossmedialität waren richtige Weichenstellungen.“
Wildermuth will Wilhelms Zukunftspläne weiter voranttreiben
Hierauf legt die neue Intendantin Augenmerk: „Wir müssen modern und schlank in Produktion und auch in den Strukturen sein. Wir brauchen immer wieder Innovativ-Kraft und wir brauchen eine gute Unternehmens-Kultur.“
Die Medienmanagerin wünscht sich zudem mehr Dialog mit den Nutzern. „Ich wünsche mir, dass der BR immer mehr zu einem Kommunikationsraum jenseits des Sendens – des klassischen Programmangebots – wird und in den Dialog mit den Leuten geht.“ Das könnte zum Beispiel durch Einladungen in Redaktionen erfolgen, der Sender müsse auch transparent machen, wie er arbeite.
Auf die Frage, was sie bis Jahresende erreicht haben will, erläuterte Wildermuth: „Ich glaube, dass die erste Phase sehr stark von Zuhören geprägt sein wird. Gut wird sein, wenn ich das Gefühl habe, ich habe die Menschen im BR wirklich kennenlernen können. Wir haben uns wirklich niederschwellig und unkompliziert auf Augenhöhe austauschen können und uns gemeinsam Dinge vorgenommen.“
Wildermuth geht auch davon aus, dass sich die Zusammenarbeit von Qualitätsmedien in der Medienbranche verstärken wird. Auch mit Blick auf die Verlage betonte die Intendantin: „Ich glaube, diese Partnerschaft und das Netzwerk aus Qualitätsmedien werden an Bedeutung zunehmen. Und unser gemeinsames Interesse ist, dass die Menschen Fake News und sorgfältig recherchierte Nachrichten zu unterscheiden wissen, weil wir das für unseren demokratischen Diskurs brauchen.“
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- df-katja-wildermuth: MDR