Mindestens eine Milliarde pro Saison: In der neuen Kolumne geht unser Autor der Frage nach, ob die Forderungen von Karl-Heinz Rummenigge rund um die TV-Rechte der Bundesliga realisierbar sind.
Es ist wie vor jeder Ausschreibung der Bundesliga-Rechte: Die Verantwortlichen des FC Bayern geben Interviews, in denen sie mehr Geld aus der TV-Vermarktung fordern. Im aktuellen Fall ist es Karl-Heinz Rummenigge, der im „Kicker“ eine Mindestsumme von einer Milliarde Euro pro Jahr für nötig hält, um international mithalten zu können. Zudem fordert Rummenigge mehr Geld für die Top-Klubs der Liga.
Natürlich geht der Blick dabei oft nach England. Dort gab es zwei große Anbieter, die sich preislich weit nach oben schaukelten und sich nun die Rechte teilen. Ob ein ähnlicher Konkurrenzkampf in Deutschland möglich ist, steht aktuell in den Sternen. Auch deshalb ist es für Rummenigge in diesenTagen wichtig, die DFL unter Druck zu setzen, um seine Ziele zu verfolgen.
Durch eine mögliche Ausweitung des Spielplans, in Form von zwei neuen Anstoßzeiten, bieten sich natürlich neue Möglichkeiten der Vermarktung. Das Pay-TV hätte weitere, exklusive Spiele, zudem könnte auch ein Free-TV-Sender einige Partien am Montagabend zeigen. Alles Planspiele, bei denen bisher niemand weiß, wie es wirklich kommt.
Aber braucht die Liga höhere Erlöse, um international mitzuhalten? Wir haben über unseren Twitter-Kanal @digitvde ein Voting gestartet, um zu schauen, wie unsere Follower die Pläne von Rummenigge finden. Dessen Ergebnis ist offener, als ich gedacht habe. Im Vergleich zu anderen Ligen, vor allem der englischen Premier League, ist der finanzielle Abstand aus der TV-Vermarktung wirklich riesig.
Klubs aus der Premier League haben deutlich andere Möglichkeiten als die allermeisten Vereine in Deutschland. Aber hat uns das bisher geschadet? Ich würde sagen: Jein! Die Bundesliga ist attraktiv und weiß auch international größtenteils zu überzeugen. Den Vereinen in England bringt das viele Geld bisher recht wenig. In der Champions League sowie in der Europa League haben es die britischen Vereine sehr schwer, erfolgreich zu sein. Schießt Geld also nicht unbedingt viele Tore?
Ich bin der Meinung, dass die Bundesliga im Grunde ganz gut dasteht. So enorm, wie Rummenigge dieses Thema verfolgt, so prekär ist die Lage nicht. Dass ein Vereinsboss neue Wege sucht, um an frisches Geld zu kommen, ist legitim, aber ich finde, man sollte auch auf dem Boden der Tatsachen bleiben.
Der TV-Markt in Deutschland ist nicht vergleichbar mit dem auf der Insel. Die Bundesliga ist ein wertvolles Recht, aber keines, das sich komplett rechnet. Gibt es keine echte Konkurrenz in Deutschland um die Pay-TV-Rechte, vergleichbar mit Sky UK & BT, so wird es schwer, vor allem im Bezahlfernsehen mehr Geld zu generieren.
Was mich so ein bisschen wundert. Der große Topf, der dafür sorgen würde, mehr Geld in die Kassen zu spülen, ist die Verwertung im Free-TV. An die „Sportschau“ traut sich bisher aber niemand so wirklich ran. Sicher würde die Attraktivität der Pay-TV-Rechte steigen, gäbe es keine zeitnahe Ausstrahlung der Highlights im Free-TV. So lange dies aber nicht passiert, warum sollte ein Anbieter wie Sky dann mehr bezahlen? Einzig ein echter Bieterkampf würde für höhere Erlöse sorgen. Natürlich muss abgewartet werden, wie das Szenario rund um die weiteren Anstoßzeiten umgesetzt wird sowie ob ein Free-TV-Anbieter zukünftig Live-Spiele zeigen wird.
Alles in allem bleibt es durchaus spannend. Ich glaube schon, dass mehr Geld generiert wird. Der Blick nach England ist aber falsch, denn dort sind die Voraussetzungen komplett andere. [Eine Kolumne von Florian Hellmuth]
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